Metallvorräte: Deutsche Experten teilen US-Bedenken nicht

Kein Mangel an Kupfer, Zink und Platin in Sicht

Sollte die Industrialisierung in den Entwicklungsländern ähnlich voranschreiten wie in der westlichen Welt, werden Metalle wie Kupfer und Platin in Kürze Mangelware sein. Das behaupten zumindest Robert Gordon und seine Kollegen von der Yale University. Sie kamen in einer Studie zu dem Ergebnis, dass der derzeitige Kupferbedarf viel zu hoch ist. Die drohende Knappheit könne selbst dann nicht vermieden werden, wenn alle verfügbaren Erze gefördert und bereits genutztes Kupfer recycelt würde, so die US-Forscher. Auch die Vorräte an Zink und Platin drohten in naher Zukunft zu erschöpfen. Markus Wagner, deutscher Rohstoffexperte der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), sieht die Ergebnisse der Studie dagegen kritisch. „Die amerikanischen Wissenschaftler gehen von einem rein wirtschaftlichen Ansatz aus“, erklärt Wagner im Gespräch mit pressetext. „Sie zeigen keinerlei Vertrauen in die Systemflexibilität.“

Anders als die US-Forscher glauben die deutschen Experten nicht an ein drohendes Endzeitszenario. Aus geologischer Sicht sei eine Verknappung bei metallischen Rohstoffen nicht zu erwarten, erklärt Wagner. Eine große Rolle spiele die technische Verfügbarkeit, also was zu heutigen Bedingungen aus den aktuell bekannten Lagerstätten zu holen sei. „Die Lebensdauer der Reserven bei Kupfer werden heute genauso eingeschätzt wie vor 20 Jahren. Die Spanne hat sich nicht verringert, obwohl in der Zwischenzeit mehr Kupfer abgebaut und in der Industrie eingesetzt wurde“, berichtet Wagner. Letztlich komme es beim Abbau von Metallen auf den Stand der Technik und die Bedürfnisse des Marktes an. „Warum sollten die Unternehmen Metallvorräte bis zur Unendlichkeit nachweisen?“ wundert sich Wagner. „Erst wenn ein Anreiz da ist, wird in die Forschung und Erschließung neuer Abbaugebiete investiert.“

Auch die negative Einschätzung der Platinvorräte durch die US-Forscher teilt der deutsche Rohstoffexperte nicht. In ihrer Studie weisen die Amerikaner darauf hin, dass es keine Platin-Alternativen, zum Beispiel für den Bau von Katalysatoren oder Brennstoffzellen gebe. „Metalle substituieren sich gegenseitig“, so Markus Wagner. „Gerade bei Platin wechselt die Industrie je nach der Situation des Marktes von Platin zu Paladium und umgekehrt. Das ist etwa alle drei Jahre der Fall.“ Zudem könne das beim Bau von Katalysatoren verwendete Platin hervorragend recycelt werden. Dem Aufruf der Amerikaner, Metalle müssten aufgrund der begrenzten Vorräte in größerem Ausmaß wiederverwertet werden, kann Wagner nur teilweise zustimmen: „Der primäre Anreiz beim Recycling ist weniger die Schonung der Resourcen als der energetische Vorteil.“ Für das Recycling von Metallen werde im Vergleich zum Abbau etwa ein Viertel bis ein Zehntel des Energieaufwands benötigt. Deutschland sei beim Recyceln von Kupfer bereits Spitzenreiter. Global betrachtet könne der Anteil aber noch deutlich ausgebaut werden. Im Hinblick auf die Metallvorräte der Erde in Panik zu geraten, hält Wagner in jedem Fall für grundlos.

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Verena Töpper pressetext.deutschland

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