Bamberger Geographen untersuchen Folgen vorzeitlicher Mega-Tsunamis
Seit dem Seebeben in Südostasien ist ein bislang nur Fachleuten geläufiger Begriff aus dem Japanischen in aller Munde: Tsunami. An ihrer Erforschung und Vorhersage wird an der Universität Bamberg seit Jahren gearbeitet. Am Lehrstuhl von Prof. Dr. Gerhard Schellmann hat die Geographin Dr. Franziska Whelan einen „Forschungsschwerpunkt Tsunami“ aufgebaut.
Die gebürtige Dresdnerin begann zunächst auf Hawaii, wo sie selbst einige kleinere Tsunamis erlebte, zusammen mit Kollegen von der „University of Hawaii“ die Zerstörungskraft von Tsunamis zu untersuchen. Im Februar wird Dr. Whelan auf Hawaii wieder in den Archiven nach alten Fotos von Zerstörungen durch Tsunamis recherchieren und Gesteinsproben mitbringen, die dann in Erlangen auf ihr Alter getestet werden. Neben der Inselgruppe im Pazifik erforscht die Bamberger Geographin heute vor allem die nordamerikanische Pazifikküste sowie die Südwestküste Spaniens. Dass auch im Mittelmeer mit Tsunamis gerechnet werden muss, zeigte sich erst vor anderthalb Jahren, als durch das Algerienbeben ein kleinerer Tsunami auf Mallorca und seinen Nachbarinseln wirtschaftliche Schäden anrichtete.
Prof. Schellmann und Dr. Whelan untersuchen vor allem die Spuren und Folgen so genannter „Paläo-Tsunamis“, vorzeitlicher Mega-Tsunamis. Zu den Entdeckungen der Bamberger Geographen zählen u.a. Tsunamispuren auf Barbados und Zypern. Prof. Schellmann und sein Fachkollege Prof. Kelletat (Uni Essen) entdeckten dort tonnenschwere Steinblöcke, die von einem vorzeitlichen Tsunami meterweit aufs Land geschleudert worden waren. Die Größe der Blöcke lässt Rückschlüsse auf die Kraft der Welle zu.
Die Bamberger Tsunami-Forscher suchen Antworten auf Fragen wie: Welche Zerstörungen haben Tsunami-Wellen in der Vergangenheit in verschiedenen Küstengebieten angerichtet? Wie weit reichen sie ins Landesinnere? Wie hat sich die Küstenlinie verändert? So bestimmen die Form der Küste sowie des Meeresbodens die Wucht des Tsunamis. Eine nur langsam abfallende Küste lässt die Welle sich bereits weit draußen auftürmen. In Südostasien dagegen fällt der Meeresboden gleich hinter dem Strand steil ab, weshalb sich am 26. Dezember kein hoher Wellenberg gebildet hat.
Kontakt:
Universität Bamberg
Lehrstuhl II für Geographie
Dr. Franziska Whelan
Am Kranen 1
96045 Bamberg
Tel. +49-951-863-2382
franziska.whelan@ggeo.uni-bamberg.de
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