Forschungseisbrecher Polarstern driftet im antarktischen Eis

Seit dem 27. November ist eine Eisscholle in der Antarktis für 55 Wissenschaftler aus elf Nationen Arbeitsplatz und Heimat zugleich.

Der Forschungseisbrecher Polarstern des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven ist fest mit einer driftenden Scholle im westlichen Weddelmeer verankert. Im Rahmen der vom Alfred-Wegener-Institut organisierten Expedition Ispol (Ice Station POLarstern), ist die Scholle Gegenstand einer mehrwöchigen Untersuchung durch Glaziologen, Biologen, Ozeanografen und Meteorologen. Das Untersuchungsgebiet ist ein einzigartiges Meeresgebiet, da es den größten Anteil an mehrjährigem Meereis im südlichen Ozean besitzt. Die dortigen ozeanografischen, meteorologischen und biologischen Prozesse sind von globaler Bedeutung.

Die Scholle

Die Scholle misst etwa vier mal vier Kilometer und besteht aus zahlreichen imposanten Packeisrücken sowie aus ebenen Flächen mit einer Schneeauflage von etwa einem halben Meter. Darunter befindet sich eine Eisschicht von einem bis zu über zwei Meter Dicke. Auf der Eisscholle sind „Straßen“ ausgeflaggt, auf denen mit Motorschlitten im Pendelverkehr die verschiedenen Arbeitsfelder mit Geräten und Personen versorgt werden. Die Scholle befand sich zu Beginn der Untersuchungen auf 68°S/55°W, in einem Gebiet, das bisher alle Schiffe gemieden haben, weil hier das dickste Meereis der Antarktis anzutreffen ist. Dr. Gerhard Dieckmann vom Alfred-Wegener-Institut, einer der Ispol-Initiatoren, äußert erleichtert: „Endlich angekommen, nach vier Jahren Vorbereitung“.

Die Forschung auf der Scholle

Unter der Führung des Fahrtleiters Prof. Dr. Michael Spindler vom Institut für Polarökologie der Kieler Universität werden auf der Eisscholle derzeit vielfältige Arbeiten durchgeführt. Meteorologen registrieren den Einfluss der Witterung auf die Eiseigenschaften. Glaziologen und Biologen studieren die Strukturveränderungen des Eises und den Einfluss des kommenden Südsommers auf die im Eis lebenden hochproduktiven Kleinstorganismen, wie einzellige Algen und Planktontiere. Eine Gruppe von Biogeochemikern untersucht die klimarelevanten Gase, die teilweise von den Eisalgen produziert werden oder aber durch das Eis hindurch im Austausch mit der Atmosphäre stehen. Die wissenschaftliche Tauchgruppe des Alfred-Wegener-Instituts leistet wertvolle Zuarbeit bei der Untersuchung der Unterseite des Eises, indem sie Netze installiert, um die dort lebenden Planktontiere zu fangen. Von Polarstern aus entnehmen die Forscher Proben in größeren Wassertiefen, die neben Organismen auch Informationen über Spurengase, Temperatur und Salzgehalt mit an die Oberfläche bringen. Die an Bord befindlichen Hubschrauber dienen den Wissenschaftlern zum Ausbringen von Bojen, die die Drift der Schollenfelder um die Eisdriftstation herum dokumentieren und zu Eisdickenmessungen mit dem Bird, einer Spezialsonde. Die Wissenschaftler werden die Eisscholle voraussichtlich bis zum 5. Januar 2005 kontinuierlich beproben.

Auf der Ispol-Webseite www.ispol.de können Sie die Ispol-Expedition anhand eines ausführlichen Logbuches verfolgen und sich über Bilder einen Eindruck über die Arbeiten auf dem Eis verschaffen.

Polarstern wird am 17. Juni in Bremerhaven zurückerwartet.

Media Contact

Dipl.-Ing. Margarete Pauls idw

Weitere Informationen:

http://www.awi-bremerhaven.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer