Gigantische Flutwelle: Gefahr überschätzt

Felssturz im Atlantik wird keine Tsunamis auslösen

Die Angst vor einer gewaltigen Flutwelle, die die Ostküste der USA treffen könnte, sehen Wissenschaftler vom Southampton Oceanography Centre als maßlos übertrieben an. Der gefürchtete unterseeische Erdrutsch vor den Kanarischen Inseln wird aller Wahrscheinlichkeit nicht als ein dramatisches Ereignis vor sich gehen, sondern in Form von kleinen einzelnen Erdrutschen, berichtet BBC-Online heute, Freitag. Dadurch sei auch die Gefahr von Tsunamis deutlich eingeschränkt.

Die Gefahr eines gewaltigen Erdrutsches nach einem Vulkanausbruch wurde erstmals 1999 von Forschern am University College in London aufgebracht. Damals mutmaßten die Forscher könnte ein Stück Land in der Größe der Insel Man ins Meer rutschen. Die darauf folgende Flutwelle würde weite Teile der Ostküste Amerikas aber auch zahlreiche Antilleninseln völlig zerstören. Die Flutwelle könnte sich zu einer Höhe von bis zu 50 Metern aufbäumen, errechneten die Forscher. Die jüngsten Untersuchungen, die drei Wochen lang vom Forschungsschiff RRS Charles Darwin gemacht wurden, geben dieser These keine große Wahrscheinlichkeit.

Doug Masson, der mehr als 20 Jahre lang Erdrutsche auf den Kanaren untersucht und dokumentiert hat, kommt zum Schluss, dass die ursprünglich gemachten Angaben ein Worst-Case-Szenario darstellen. Tatsächlich ergaben die Untersuchungen vor der Küste der Kanaren, dass die Abbrüche wesentlich geringer waren als angenommen. „Es ist so als würde man einen Ziegelstein in eine Badewanne werfen. Die darauf folgende Welle würde ziemlich groß sein“, so Studienleiter Russell Wynn. Tatsächlich verhalte es sich aber so, dass dieser Ziegelstein in zehn Teile zerschlagen zehn wesentlich kleinere Wellen erzeugt.

Die Forscher des Benfield Hazard Research Centre am University College in London unter der Leitung von Bill McGuire beharren aber weiterhin auf der Tsunami-These: vorhergehende Erdrutsche auf den Inseln haben gezeigt wie schrecklich die Auswirkungen sind. Dass die Ereignisse auf den Kanarischen Inseln wirklich gewaltig waren, zeige sich heute noch auf den Bahamas: dort sind gewaltige Gesteinsbrocken mehr als 20 Meter über die Wasserlinie gehievt worden. Ursprünglich war den Forschern unklar woher diese massiven Felsbrocken stammten, ehe eine Verbindung zu den Ereignissen auf den Kanaren gezogen wurde. Ob ein gewaltiger Erdrutsch auf der Insel La Palma tatsächlich die größte Welle der Welt verursachen kann, bleibt weiterhin strittig.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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