Arktis: Eisscholle in der Größe Manhattans bricht ab
Der größte arktische Gletscher ist drauf und dran eine Eiszunge in der Größe Manhattans zu verlieren, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist in seiner Online-Ausgabe.
Eine Gruppe von Klimaforschern und Umweltaktivisten beobachten den so genannten Petermann-Gletscher und seine Eiszunge. Sie nehmen an, dass der Abbruch auf die warmen Meeresströmungen, die von Grönland Richtung Norden ziehen, zurückzuführen ist. Diese werden mit der globalen Erwärmung in Zusammenhang gebracht.
Während des vergangenen Sommers haben Forscher um Jason Box von der Ohio State University in Columbus erstmals einen großen Riss in der schwimmenden Eiszunge ausmachen können. Die Zunge funktioniert wie ein Förderband und schiebt das Eis durch einen Fjord ins Meer. Der Riss war damals bereits 16 Kilometer lang und reichte von einem Fjordufer zum anderen. Bei Untersuchungen in diesem Jahr konnten die Forscher feststellen, dass sich die Situation weiter verschärft hatte. Mit Hilfe von Kameras und Sensoren konnten die Wissenschaftler ein genaues Bild des Gletschers anfertigen.
„Wir bekommen jede Minute neue Bilder des Gletschers und können so beobachten, wie er sich im Vergleich zum restlichen Gletschereis bewegt. Wir warten auf den kritischen Punkt, wenn die Gletscherzunge zerbricht und abgleitet“, so Alun Hubbard, Glaziologe von der University of Wales. Die Forscher gehen davon aus, dass dies innerhalb der kommenden Wochen geschehen werde. Erst vor zwei Tagen ist ein drei Quadratkilometer großer Teil weg gebrochen. Mehr als zehn großer Risse, manche davon 500 Meter breit, sind bereits vorhanden. Wenn die Zunge abbricht, schwimmt eine 100 Quadratkilometer große Eisscholle, die aus fünf Mrd. Tonnen Eis besteht, im Meer.
Wie alle Gletscher, deren Gletscherzunge in den Ozean ragen, „kalben“ diese ins Meer, wie Experten den Abbruch von Eis nennen. „Ein Jahrhundertereignis ist dieser Abbruch nicht“, meint der Klimaforscher Herbert Formayer von der Wiener Universität für Bodenkultur gegenüber pressetext. Die Menge entspreche in etwa der Hälfte eines Jahresabbruchs des Petermann-Gletschers. Was Formayer allerdings bemerkt ist die Tatsache, dass auch an der Nordwestseite Grönlands nun Veränderungen der Eismassen feststellbar sind. Ob das einzelne Ereignis im Rahmen der Klimaerwärmung gesehen werden kann, will Formayer nicht sagen. Dass in der Arktis allerdings kontinuierliche Schmelzprozesse zur Abnahme von Gletschern führe, sei jedenfalls nicht zu leugnen, so Formayer.
Auch die Wissenschaftler, die den Vorgang beobachten, können nicht genau sagen, was genau zum Abbruch des großen Teiles geführt habe. Eine Veränderung der Fließgeschwindigkeit sei jedenfalls deutlich bemerkbar geworden. Nach gängiger Ansicht sind beschleunigende Faktoren wärmere Ozean- und Lufttemperaturen.
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