Antarktis-Expedition soll Klimageschichte erforschen
Ein internationaler Expeditionstrupp macht sich Ende Oktober in Richtung Antarktis auf, um eine der am wenigsten zugänglichen Stellen der Erde erstmals zu erforschen. Die Erkundung des Gamburtsev-Gebirges, das mit einer bis zu vier Kilometer dicken Eisschicht bedeckt ist, soll Prognosen für die zukünftige Klimaentwicklung der Erde ermöglichen. Deutschland beteiligt sich an der Expedition durch die Mitarbeit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR).
Die Ausdehnung des Gamburtsev-Massivs übertrifft mit geschätzten 300.000 Quadratkilometer die Größe der Alpen. „Dennoch wissen wir nicht, ob es sich dabei um ein einfaches Hochland oder um alpines Gebirge handelt“, sagt Detlef Damaske im pressetext-Interview. Der Geophysiker wird selbst aus einem Flugzeug vom Typ „Twin Otter“ Magnet-Schweremessungen vornehmen.
Er erwartet sich von den Ergebnissen besonders Aufschlüsse über die geologische Entstehung des Massivs und über mögliche Seen unter der Eisdecke. „Vielleicht finden wir hier das älteste Eis der Antarktis, das über 1,2 Mio. Jahre alt sein dürfte.“ Eis speichert Informationen über das Klima auf der Erde, somit könnten Bohrungen Hinweise für vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Klimawandel geben. Die Auswertung der Daten wird zwei Jahre in Anspruch nehmen. „Ein ehrgeiziges Projekt“, resümiert der Hannoveraner Forscher.
Gewaltiger logistischer Aufwand ist für die Abwicklung des Projekts nötig. Große Entfernungen zu den Küstenstationen, bis zu 4.100 Meter aufragendes Inlandeis sowie Temperaturen von bis zu minus 40 Grad müssen bewältigt werden. Zwei Arbeitscamps bilden die Basislager für die Erkundung, moderne Technik ermöglicht neue Formen der Messung. So kommt etwa ein Radar zum Einsatz, das durch die Eisdecke dringt, sowie Anlagen zur Schweremessung und Magnetsensoren.
Seismologische Methoden erforschen die Tiefenstruktur unter den Bergen und geben die Messdaten für eine dreidimensionale Darstellung der vom Eis verborgenen Welt. Forscher aus Deutschland, Großbritannien, USA, China, Japan und Australien sind an der Expedition beteiligt. Sie findet im Rahmen des vierten internationalen Polarjahres statt.
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