Alltag im Königreich Diamat – LMU-Geophysiker finden älteste äthio-sabäische Siedlung
Der Nachweis gelang mithilfe eines tragbaren Magnetometers, mit dessen Hilfe sich minimale Schwankungen des Erdfeldes – Punkt für Punkt in engem Raster und in extremer Empfindlichkeit – aufnehmen lassen.
Als Graustufenbild visualisiert, lassen sich so, ähnlich wie bei bildgebenden Verfahren in der Medizin, verborgene Strukturen im Erdreich wie etwa Mauerzüge, Gräber, Feuerstellen und Abfallgruben exakt nachzeichnen. Eine Schwierigkeit ergab sich aus der geografischen Lage des Untersuchungsgebietes im äthiopischen Hochland: Nahe dem geomagnetischen Äquator gelegen, verlaufen die magnetischen Feldlinien parallel zur Erdoberfläche, was komplexe Anomalien erzeugt, die nur schwer bestimmbar sind. Dennoch gelang der Nachweis bei den Messungen, die Fassbinder mit seiner Mitarbeiterin Margarete Schlosser vornahm, weil sie auf einer neu entwickelten Auswertungsmethode beruhte. „Die Untersuchungen waren ein voller Erfolg“, berichtet Wolf, der Grabungsleiter vor Ort. „Schon bei ersten Testgrabungen stießen wir auf zerstörte Feldsteinmauern, Überreste von Begräbnissen, Brandschichten und Siedlungsabfälle wie Tierknochen und Keramikscheiben aus unterschiedlichen Zeitepochen.“
Dazu gehören auch Scherben, die sich anhand charakteristischer Merkmale auf das erste Jahrtausend vor der Zeitenwende datieren lassen. In dieser Zeit gehörte der Fundort wohl zum bislang kaum erforschten äthio-sabäischen Königreich Diamat, das die Kultur des nördlichen Horns von Afrika entscheidend prägte. Mehrere vor allem durch Sakralbauten geprägte Fundorte aus dieser Epoche sind bekannt und werden unter anderem von Wissenschaftlern des Deutschen Archäologischen Instituts untersucht. Die nun entdeckte Siedlung könnte Überreste einer gewöhnlichen Ortschaft liefern und damit Einsichten in das Alltagsleben der Menschen bieten, so hoffen die Archäologen. (suwe)
Ansprechpartner:
Dr. Jörg Fassbinder
Department für Geo- und Umweltwissenschaften der LMU
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E-Mail: joerg.fassbinder@blfd.bayern.de
Roland Linck
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