Strom bei Sonne und Regen

Wirkungsweise der Allwetter-Solarzelle (c) Wiley-VCH

Solarenergie ist im Aufschwung, viele technische Fortschritte haben Solarzellen in den letzten Jahren bereits sehr effektiv und kostengünstig werden lassen. Ein großer Nachteil besteht jedoch nach wie vor: Bei Regenwetter wird kein Strom produziert.

Das muss aber nicht so bleiben: Chinesische Forscher stellen in der Zeitschrift Angewandte Chemie einen neuen Ansatz für eine Allwetter-Solarzelle vor, die nicht nur durch Sonnenlicht, sondern auch durch auftreffende Regentropfen angeregt wird.

Für die Umwandlung von Sonnenenergie in Elektrizität entwickelte das Team von der Ocean University of China (Qingdao) und der Yunnan Normal University (Kunming, China) eine sehr effektiv arbeitende Farbstoff-Solarzelle. Damit auch bei Regen Elektrizität erzeugt werden kann, beschichteten sie diese mit einem hauchfeinen transparenten Film aus Graphen.

Graphen ist eine zweidimensionale Kohlenstoffmodifikation aus bienenwabenförmig verknüpften Kohlenstoffatomen. Sie lässt sich gut durch Oxidation von Graphit, Trennung der einzelnen Schichten und anschließende Reduktion herstellen. Graphen zeichnet sich durch seine außergewöhnlichen elektronischen Eigenschaften aus:

Es ist elektrisch leitfähig und reich an Elektronen, die über die gesamte Schicht frei beweglich (delokalisiert) sind. In wässriger Lösung kann Graphen zudem mit seinen Elektronen positiv geladene Ionen binden (Lewis-Säure-Base-Wechselwirkungen). Diese Eigenschaft wird z.B. genutzt, um Bleiionen und organische Farbstoffe aus Lösungen zu entfernen.

Dies hat die Forscher um Qunwei Tang inspiriert, Graphen-Elektroden zu verwenden, um Strom aus dem Aufprall von Regentropfen zu gewinnen. Regentropfen sind kein reines Wasser, sondern enthalten Salze, also positiv und negativ geladene Ionen.

Die positiv geladenen Ionen, wie Natrium-, Calcium- und Ammonium-Ionen, können an der Graphen-Oberfläche gebunden werden. An der Kontaktstelle zwischen Regentropfen und Graphen reichern sich auf der Wasserseite positive Ionen an, auf der Graphen-Seite frei bewegliche Elektronen.

So entsteht eine elektrische Doppelschicht aus Elektronen und positiv geladenen Ionen – ein sogenannter Pseudokondensator. Die damit verbundene elektrische Potentialdifferenz reicht aus, um eine Spannung und einen Stromfluss zu erzeugen.

Angewandte Chemie: Presseinfo 10/2016

Autor: Qunwei Tang, Ocean University of China, mailto:tangqunwei@ouc.edu.cn

Link zum Originalbeitrag: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201602114

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

Media Contact

Dr. Renate Hoer Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Energie und Elektrotechnik

Dieser Fachbereich umfasst die Erzeugung, Übertragung und Umformung von Energie, die Effizienz von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und letztlich die Energienutzung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Windenergie, Brennstoffzellen, Sonnenenergie, Erdwärme, Erdöl, Gas, Atomtechnik, Alternative Energie, Energieeinsparung, Fusionstechnologie, Wasserstofftechnik und Supraleittechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer