Strom und Wärme aus Holz und Zitronen

Der Einsatz nachwachsender Rohstoffe für die Energieerzeugung hat wirtschaftliche und ökologische Vorteile: Zum einen helfen sie die Rohstoffabhängigkeit zu begrenzen und zum anderen tragen sie nicht zum Treibhauseffekt bei, weil sie kein zusätzliches Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre ausstoßen. In Wien baut Siemens jetzt für den Versorger Wien Energie das größte Waldbiomassekraftwerk Europas. Es soll jährlich bis zu 200.000 Tonnen Waldbiomasse einsetzen, also Bruchhölzer, Äste und Grünschnitt. Für die Energieerzeugung müssen daher nicht eigens Bäume gefällt werden.

Das Kleinkraftwerk wird mit einer Leistung von 24,5 Megawatt fast 50.000 Haushalte der Stadt Wien mit Strom versorgen. Zusätzlich erzeugt das Kraftwerk maximal 37 Megawatt Fernwärme für rund 12.000 Haushalte. Zusammen ergibt dies einen Wirkungsgrad von mehr als 80 Prozent, ein sehr hoher Wert für ein Kraftwerk dieser Art.

Technisch funktioniert das Kraftwerk wie ein herkömmliches Dampfkraftwerk: Die Hitze der verbrannten Biomasse heizt einen Wasserkessel auf. Der so erzeugte Wasserdampf treibt eine Turbine an, die über einen Generator den Strom liefert. Die Besonderheit bei diesem Kraftwerk ist, dass der Dampf direkt nach dem Durchlauf durch die Turbine nicht gleich zum Abkühlen gebracht wird, sondern im so genannten Zweidruckprozess ein zweites Mal in den Kessel geleitet und erhitzt wird. So wird die Hitze des Brennstoffs besser ausgenutzt und der Wirkungsgrad insgesamt erhöht.

Da Pflanzen zum Wachsen etwa soviel CO2 benötigen, wie beim Verbrennen wieder frei wird, ist der Einsatz von Biomasse generell CO2-neutral. Würde die Energie von einem herkömmlichen Kraftwerk erzeugt, müssten mehrere Tausend Tonnen Heizöl eingesetzt werden, wobei etwa 144.000 Tonnen zusätzliches CO2 freigesetzt würde.

Ein Grund für den Erhalt des Auftrags zum Bau des österreichischen Biomassekraftwerks war, dass Siemens über das nötige großtechnische Know-how für eine solche Anlage von diesem Ausmaß verfügt. Die Ingenieure von Siemens begleiten das Projekt bis zur Einbindung in die bestehende Kraftwerks-Infrastruktur. Die Inbetriebnahme soll im Sommer 2006 erfolgen.

Biomasse anderer Art verwendet das auch von Siemens errichtete Biomassekraftwerk in Malchin in Mecklenburg-Vorpommern: Hier werden anteilig Zitronenschalen der benachbarten Geliermittelfabrik verfeuert. Im Gegenzug liefert das Kraftwerk der Fabrik den benötigten Prozessdampf. (IN 2005.06.3)

Media Contact

Dr. Norbert Aschenbrenner Siemens InnovationNews

Weitere Informationen:

http://www.siemens.com

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