Zoologen vom Museum Koenig, Bonn, entdecken neue Vielfalt am Horn von Afrika

Agama lanzai, die nach Benedetto Lanza benannte neue Agamenart aus Somalia. Photo: Peter Novak<br>

Schon auf den ersten Blick wirken die neuen afrikanischen Echsenarten durch ihre blaue und rote Färbung spektakulär. Vor allem wurden sie aber in einer Region entdeckt die durch ihre politisch instabilen Verhältnisse schwer zu bereisen ist.

„Darum haben wir auch zu einem großen Teil auf Tiere zurück gegriffen die wir in Forschungssammlungen gefunden haben. Auch das stellt eindeutig hervor, wie wichtig diese Sammlungen für die heutige Forschung sind.“, sagt Dr. Philipp Wagner vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig.

Der Fund selber ist gar keine so große Überraschung. „Schon 2011 und auch schon in diesem Jahr haben wir neue Agamenarten aus Äthiopien beschrieben und wir ahnen mittlerweile, dass wir es hier innerhalb dieser Gruppe mit einem ‚Hotspot‘ der Artenvielfalt zu tun haben“ stellt Wagner heraus. Ein Hotspot ist eine Region in der die Artenvielfalt besonders hoch ist und viele Arten vorkommen die auf diese Region beschränkt sind.

Das Horn von Afrika, zu dem Äthiopien und Somalia gehören, ist in vielen Gruppen als ein solcher Hotspot bekannt und wurde daher schon früh von europäischen Wissenschaftlern bereist. Einer von ihnen ist der Italiener Benedetto Lanza, zu dessen 80. Geburtstag eine der Arten ihm zu Ehren Agama lanzai genannt wurde. Er war einer der Wissenschaftler, denen wir heute die hohe Qualität der Forschungssammlungen zu verdanken haben und sich somit die Artenvielfalt in diesem Krisengebiet bearbeiten lässt. „Wie viele Echsenarten dort genau vorkommen wissen wir aber noch lange nicht.“, sagt Wagner und führt weiter aus, „und die naturhistorischen Sammlungen sind natürlich eine wichtige Grundlage für unsere Arbeit. Trotzdem kommen wir nicht umhin auch solche Länder zu bereisen. Gerade wenn wir mehr über die Ökologie der Arten erfahren wollen.“

„Die Beschreibung der Art in Kooperation mit internationalen Wissenschaftlern zeigt die herausragende Bedeutung der Herpetologie am Museum Koenig“ meint Prof. Dr. Wolfgang Wägele, Direktor des Museum Koenig. „Es zeigt sich immer wieder, dass auch heute noch spektakuläre Arten beschrieben werden können und die Biodiversität noch lange nicht erfasst ist“ ergänzt Dr. Dennis Rödder, Leiter der Sektion Herpetologie am Museum. Dem Horn von Afrika und dessen Artenvielfalt kommt eine besondere Rolle zu. Die dortigen Wüstengebiete werden als erstes vom Klimawandel betroffen sein und gelten zudem als Rückzugsraum vieler Echsenarten in der klimatisch wechselnden Erdgeschichte. „Dies führte nicht nur dazu, dass in Somalia und Äthiopien besonders viele Echsenarten vorkommen, sondern auch, dass diese nun durch den Klimawandel bedroht sein werden.“ ergänzt Wagner.

„Insgesamt,“ sagt Dr. Wolfgang Böhme, Senior-Herpetologe am Museum Koenig, „stellen die neuen Arten nur kleine Stücke in einem Puzzle dar, an dem wir nun schon gut zehn Jahre arbeiten.“

Quelle:

http://booksandjournals.brillonline.com/content/15685381/34/3
respektive:
http://booksandjournals.brillonline.com/content/10.1163/15685381-00002897;jsessionid=115tsknc50hh6.x-brill-live-01

[Wagner, P., Leaché, A., Mazuch, T. and Böhme, W. (2013), Additions to the Lizard Diversity of the Horn of Africa – Two new species of the Agama spinosa group. – Amphibia-Reptilia 34: 363–387.

Ansprechpartner: Dr. Philipp Wagner
Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig
Adenauerallee 160, D 53113 Bonn
0228-9122254, philipp.wagner.zfmk@uni-bonn.d
Die Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere hat einen Forschungsanteil von mehr als 75 %. Das ZFMK betreibt sammlungsbasierte Biodiversitätsforschung zur Systematik und Phylogenie, Biogeographie und Taxonomie der terrestrischen Fauna. Die Ausstellung „Unser blauer Planet“ trägt zum Verständnis von Biodiversität unter globalen Aspekten bei.

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