Wüstenameisen: Orientierung mit dem sechsten Sinn

Wüstenameisen am Nesteingang Foto: Pauline Fleischmann

Um nach der Futtersuche das heimische Nest wiederzufinden, nutzen Wüstenameisen (Cataglyphis nodus) das Magnetfeld der Erde. Um das nachzuweisen, hat ein Forschungsteam der Uni Würzburg diese Ameisen in heimischer Umgebung in Griechenland genauer unter die Lupe genommen und den Magnetsinn der Insekten mit einer Helmholtzspule untersucht, die ein künstliches Magnetfeld erzeugt.

Dr. Pauline Fleischmann, Zoologin am Lehrstuhl für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg, hat dieses Experiment damals im Rahmen ihrer Doktorarbeit durchgeführt.

Jetzt geht es mit den gesammelten Erkenntnissen in die nächste Runde. Denn die genaue Funktionsweise des Magnetsinnes ist Biologen auch heute noch ein Rätsel.

Die Antenne im Fokus

„Ausgangspunkt meines Projekts ist die Hypothese, dass der Magnetsinn in der größten Klasse des Tierreichs, den Insekten, in der Antenne zu finden ist“, erklärt Fleischmann. „Während der Verhaltensversuche im Freiland ist mir außerdem aufgefallen, dass die Ameisen ihre Antennen anders bewegen, wenn das Magnetfeld verändert ist, als unter natürlichen Bedingungen. Daher plane ich ein Setup zu etablieren, um die Antennenbewegungen von sich frei bewegenden Ameisen in ihrem natürlichen Habitat aufzunehmen und auszuwerten“, so Fleischmann.

Die Antennenbewegungen sollen dabei mit Highspeedvideos sowohl unter natürlichen als auch unter experimentell veränderten Bedingungen des Magnetfelds gefilmt werden.

„Außerdem möchte ich neurobiologische Untersuchungen an den Antennen hier in Würzburg vornehmen“, erklärt Fleischmann. Dies soll in Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen im Würzburger Biozentrum erfolgen.

„Die Antenne ist als Tast- und Geruchssinnesorgan für die Kommunikation und die Futtersuche essenziell für die Ameisen“, erklärt die Zoologin. Sie werde außerdem als Sensor für Vibrationen, Schwerkraft und Wind genutzt. Fleischmann: „Es wäre daher auch denkbar, dass die Ameisen Magnetfelder mit ihren Antennen wahrnehmen können. Frühere Studien, die erhöhte Eisenpartikel in der Antenne von Ameisen nachgewiesen haben, stützen diese Hypothese.“

Zusätzliche Fördersumme 80.000 Euro

Fleischmanns Forschung wird bereits von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Das Teilprojekt über die Antennen startet nun im April. Gefördert wird es zusätzlich vom Klaus Tschira Boost Fund, mit 80.000 Euro über zwei Jahre. Der Fund ist eine Initiative der German Scholars Organization und der Klaus Tschira Stiftung.

Die Initiative möchte damit exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik unterstützen. Im Vordergrund steht dabei die Vergabe flexibler Fördergelder zur Schaffung von Freiräumen für eigene, riskantere und interdisziplinäre Projekte.

Dr. Pauline Fleischmann, Lehrstuhl für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie, Biozentrum der Universität Würzburg, T +49 931 31 80347, pauline.fleischmann@uni-wuerzburg.de

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Gunnar Bartsch Julius-Maximilians-Universität Würzburg

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