Rekonstruktion von angeborenen Fehlbildungen mit Gewebe aus der Fruchtblase

Die Arbeitsgruppe für „Onkologisch-Rekonstruktive Gesichtschirurgie“ (Leiter: PD Dr. Dr. Marco Kesting) der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (Prof. Dr. Dr. Klaus-Dietrich Wolff) am Klinikum rechts der Isar bekommt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den nächsten drei Jahren 442.000,- Euro. Das geförderte Forschungsprojekt untersucht, wie Gewebe aus der Fruchtblase – die sogenannte „Amnionmembran“ – für die rekonstruktive Fehlbildungschirurgie genutzt werden kann.

Angeborene Fehlbildungsdefekte bedürfen häufig einer sofortigen oder zumindest frühzeitigen operativen Versorgung. Doch der Bedarf an möglichst körpereigenem, unmittelbar und reichlich verfügbarem Ersatzgewebe ist nur schwer zu decken. So können die Ärzte dem Neugeborenen nur in sehr begrenztem Umfang eigenes Gewebe entnehmen. Zudem führt die Entnahme zur Bildung starker Narbenkontrakturen in der Empfänger- und Spenderregion. Diese wiederum hemmen das Wachstum der rekonstruierten Fehlbildungsregion; überdies wird dieser Bereich dadurch häufig schlechter durchblutet – ein Problem insbesondere bei eventuellen Folgeoperationen. Körperfremdes Gewebe (sowohl allogen als auch xenogen), das ebenfalls klinisch eingesetzt wird, ist wiederum kostenintensiv und nur eingeschränkt biokompatibel.

Das geplante Forschungsvorhaben beschäftigt sich nun erstmals mit der Fragestellung, ob die sonst bei der Geburt verworfene plazentare Amnionmembran als immuntolerantes „autofetales“ Gewebe zur Primärrekonstruktion angeborener Fehlbildungen verwendet werden kann. PD Dr. Kesting: „Wir werden das biologische und mechanische Verhalten dieses potentiellen Ersatzgewebes in mehreren experimentellen Wundmodellen untersuchen. Außerdem gehen wir der Frage nach, ob es durch Kälte konserviert und als immuntolerante Reserve für spätere Rekonstruktionen genutzt werden kann.“ Indikationen wären angeborene Defekte wie Spaltbildungen des Gesichtsbereiches, des Neuralrohres und der Bauchwand. Aufgrund der mittlerweile erreichten Fortschritte in der pränatalen Diagnostik wäre eine entsprechende Gewinnung der Membran gut planbar.

Die Wissenschaftler des Klinikums rechts der Isar kooperieren in ihrem Forschungsprojekt eng mit der Forschungsgruppe „Molekulare Onkologie und Wundheilung“ um Prof. Dr. Lars Steinsträßer von der Klinik für Plastische Chirurgie der Ruhr-Universität Bochum.

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