Eine neue Generation von Pflanzenschutzmitteln
Herbizide, die beispielsweise in den Kohlenhydrat- und Stickstoffhaushalt eingreifen, schaden Pflanzen. Ihre Blätter bilden weniger Chlorophyll aus (Chlorose) oder das Blattgewebe stirbt ab (Nekrose).
Die Folge: Die Pflanzen können keine Fotosynthese mehr betreiben und gehen ein. Neue Wirkstoffklassen zu identifizieren, die das Wachstum von ‚Unkräutern’ wirksam verhindern, ohne den Nutzpflanzen zu schaden, und die gleichzeitig eine bessere Umweltverträglichkeit zeigen als herkömmliche Produkte, ist eines der Forschungsziele in der Industrie. Dabei sind die Ergebnisse der Grundlagenforscher für die Industriekollegen nicht ganz uninteressant.
Mark Stitt vom Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie in Golm interessiert vor allem, welche Faktoren bestimmen, ob Pflanzen gut gedeihen. Zusammen mit seinen Kollegen vom Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben hat er mehr als 20 000 Pflanzen- Gene untersucht – ein wissenschaftlicher Kraftakt: „Wir haben die Antisense- Methode eingesetzt, weil sich dieses Verfahren automatisieren lässt und wir damit die Genaktivität durchschnittlich nur um das zwei- bis vierfache reduzieren“, sagt Stitt. Anschließend haben die Wissenschaftler die Auswirkungen auf rund zwei Millionen Pflanzen untersucht.
Rund 80 Gene konnten sie identifizieren, die das Pflanzenwachstum maßgeblich beeinflussen, wenn sie teilweise gehemmt sind. Detaillierte Studien sollen helfen, die genaue Funktion dieser Gene zu verstehen und neue Kenntnisse zur Regulation des Pflanzenwachstums zu gewinnen. Einige von ihnen wurden inzwischen patentiert. Denn für die Herbizidforschung sind diese Befunde ebenfalls von besonderer Relevanz: Auf ihrem Weg in die Pflanze und an ihren Wirkort schalten auch Herbizide die Aktivität von Proteinen nicht vollständig aus. Mithilfe von großen Chemikalien-Bibliotheken testen Industrieforscher nun, wie gut neue Strukturklassen an diesen Targets wirken, und optimieren deren Wirkstärke.
Kontakt:
Prof. Dr. Mark Stitt
Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie,
Potsdam – Golm
Tel.: +49 331 567 – 8100
Fax: +49 331 567 – 8101
E-mail: mstitt@mpimp-golm.mpg.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.mpg.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge

Organische Leuchtdioden: So strahlt das Blau heller und länger
Zweikanalige intra-/intermolekulare Exciplex-Emission ermöglicht effiziente tiefblaue Elektrolumineszenz – Publikation in Science Advances präsentiert neuartige blaue OLEDs. Organische Leuchtdioden, kurz OLEDs, zeichnen sich durch Energieeffizienz und Flexibilität aus. Doch eine Herausforderung…

Welthandel stagniert, aber wieder mehr Container auf See unterwegs
Kiel Trade Indicator 05/23: Der Welthandel tritt im Mai auf der Stelle. Die Entwicklung großer Volkswirtschaften ist von nur moderaten Veränderungen bei Importen und Exporten geprägt (Vergleich zum Vormonat, preis-…

Satellit EIVE erkundet neuen Frequenzbereich im All
Stuttgarter Forschende sind Vorreiter in der E-Band-Forschung. Der Nanosatellit EIVE begibt sich in diesem Monat auf Erkundungstour ins All. Ein Forschungsteam rund um die Universität Stuttgart untersucht schnelle Datenübertragung in…