Natürliches Kanalprotein in künstliche Membran eingebaut

In Zellen trennen Membranen verschiedene Bereiche voneinander ab. Diese Trennschichten sind aber nicht ganz undurchlässig: Spezielle Kanalproteine wirken zum Beispiel wie eine Schleuse, durch die ausgewählte Moleküle oder elektrisch geladene Teilchen die Membran passieren können.

Um diese Transportprozesse an einem einfachen Modell untersuchen zu können, haben Forscher am Departement Chemie der Universität Basel ein natürliches Kanalprotein (α-Hämolysin) in eine künstliche, doppelschichtige Membran eingebaut.

Dazu verankerten sie zunächst die synthetische Membran an einer Oberfläche aus Gold, wodurch eine flache Membranstruktur entstand. Im Vergleich zu freistehenden Membranen oder kugelförmigen Bläschen hat dies den Vorteil, dass die hier verwendete Membran mechanisch stabiler ist und vielfältiger eingesetzt werden kann. In die flache Membranstruktur konnten sie dann das Kanalprotein dicht gedrängt einbauen – bis zu 420 Kanalproteine auf einem Quadratmillimeter der Membran.

Praktische Anwendung als Biosensor
Die Funktionsfähigkeit des eingebauten Kanalproteins überprüften die Forscher um die Professoren Wolfgang Meier und Cornelia Palivan, indem sie eine elektrische Spannung an die künstliche Membran anlegten. Dabei wandern Ionen durch die ein bis zwei Nanometer breiten Kanäle des Proteins und leiten so den Strom über die Membran.

Mit dem neuen Membransystem gelang es, die Ionenwanderung präzise zu steuern und eine exakte Zahl von Ionen durch die Membran wandern zu lassen. So liessen sich zum Beispiel positiv geladene Ionen im ca. drei bis vier Nanometer messenden Zwischenraum zwischen Membran und Goldoberfläche anreichern, wodurch die angelegte elektrische Spannung kompensiert wurde.

Diesen Effekt könnte man für die Entwicklung von Biosensoren nutzen, die zur Untersuchung der Wechselwirkung von Wirkstoffen mit Proteinen eingesetzt werden können. Dadurch eröffnen sich vielfältige praktische Anwendungsmöglichkeiten in der pharmakologischen und biochemischen Forschung.

Originalbeitrag
Xioayan Zhang, Wangyang Fu, Cornelia G. Palivan, Wolfgang Meier
Natural channel protein inserts and functions in a completely artificial, solid-supported bilayer membrane

Scientific Reports 3, Article number: 2196 | doi: 10.1038/srep02196

Weitere Auskünfte
• Prof. Dr. Wolfgang Meier, Universität Basel, Departement Chemie, Tel. +41 61 267 38 02, E-Mail: wolfgang.meier@unibas.ch

• Prof. Dr. Cornelia G. Palivan, Universität Basel, Departement Chemie, Tel. +41 61 267 38 39, E-Mail: Cornelia.Palivan@unibas.ch

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1038/srep02196 – Abstract

Media Contact

Reto Caluori Universität Basel

Weitere Informationen:

http://www.unibas.ch

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer