Komplexe Krebs-Biochemie: Auch gute Seite an rabiatem Protein entdeckt
Ein Team unter der Führung der Vetmeduni Vienna hat jetzt jedoch entdeckt, dass c-JUN auch dabei helfen kann, Krebs zu bekämpfen: c-JUN aktiviert auch ein Gen, das das Wachstum von Tumoren hemmt. Mit der nun gefundenen positiven Wirkung von c-JUN wird der biochemische Mechanismus der Entstehung von Krebs noch eine Spur komplizierter. Die Resultate wurden in der Zeitschrift „Oncotarget“ veröffentlicht.
Der Transkriptionsfaktor c-JUN wurde in den 1980-er Jahren als Protein von Säugetieren beschrieben, das einem Krebs auslösenden Protein bei Vögeln sehr ähnlich ist. Seither führte intensive Forschungsarbeit in vielen Laboren weltweit zu einem grundlegenden Verständnis der Rolle von c-JUN bei der Krebsentstehung.
Als so genannter Transkriptionsfaktor bindet er an die Erbsubstanz der Zelle, an die DNA, und aktiviert dort zentrale Prozesse, die in Summe zu ungeregeltem Zellwachstum und damit zu Krebs führen. Die Aktivität von c-JUN wird selbst noch zusätzlich von einer Reihe weiterer Proteine reguliert. Karoline Kollmann, eine Mitarbeiterin in Veronika Sexls Gruppe am Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Vetmeduni Vienna, hat in einer erst jüngst veröffentlichten Arbeit gemeinsam mit Partnern an der Medizinischen Universität Wien und in Madrid eine weitere Funktion von c-JUN beschrieben, die das Wachstum von Krebszellen fördert, dies aber überraschenderweise unabhängig von der „normalen“ Funktion des Proteins, indem es ein Abschalten der Aktivität eines Gens mit dem Namen Cdk6 verhindert.
Protein mit zwei Gesichtern
In der jetzt in „Oncotarget“ veröffentlichten Arbeit zeigen Kollmann und ihre Kollegen jetzt, dass c-JUN neben all diesen bisher bekannten krebsfördernden Wirkungen auch Tumorwachstum hemmen kann: c-JUN kann ein bekanntes Tumor-Suppressorgen mit dem Namen p16INK4a aktiv halten. Wenn p16INK4a inaktiv ist oder mutiert, erhöht das das Risiko, an einer Reihe von Krebsarten zu erkranken. c-JUN schützt den Promoter von p16INK4a vor dem Inaktivwerden und scheint damit Zellen zu helfen, Krebs zu bekämpfen.
Biochemisches Durcheinander
Heißt das nun, dass ein zentraler Bösewicht der Krebsentstehung eigentlich nicht so böse ist, wie bisher gedacht? Kollmann antwortet vorsichtig: „Ich denke, das bedeutet, dass die Funktion all dieser Proteine viel komplexer ist, als wir heute wissen. Sie alle arbeiten mit vielen anderen Proteinen zusammen, und der Gesamteffekt hängt wieder von einer großen Zahl an Faktoren ab. Wir müssen diese Mechanismen noch viel besser verstehen lernen, bevor wir wissen, welche Proteine wir gezielt hemmen müssen, um Krebs wirksamer zu behandeln.“
Der Artikel „c-JUN prevents methylation of p16INK4a (and Cdk6): the villain turned bodyguard” von Karoline Kollmann, Gerwin Heller und Veronika Sexl wurde in der Open-Access-Zeitschrift „Oncotarget“ (2011, Vol. 2, No. 5) veröffentlicht.
Der wissenschaftliche Artikel im Volltext online:
http://impactjournals.com/oncotarget/index.php?journal=oncotarget&page=article&op=view&path%5B%5D=279&path%5B%5D=432
http://www.vetmeduni.ac.at
Rückfragehinweis:
Prof. Dr. Veronika Sexl, E veronika.sexl@vetmeduni.ac.at, T +43 1 25077-2910
Aussender:
Mag. Klaus Wassermann, E klaus.wassermann@vetmeduni.ac.at, T +43 1 25077-1153
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.vetmeduni.ac.atAlle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Thermodynamisch inspirierte Laserstrahlsformung entfacht einen Hoffnungsschimmer
Inspiriert von Ideen aus der Thermodynamik haben Forscher der Universität Rostock und der University of Southern California eine neue Methode entwickelt, um hochenergetische Laserstrahlen effizient zu formen und zu kombinieren….
Ein Atem frischer Luft: Fortschrittliche Quantenberechnungen ermöglichen COF-999 CO₂-Adsorption
Quantenchemische Berechnungen an der HU ermöglichen die Entwicklung neuer poröser Materialien, die durch eine hohe Absorptionskapazität für CO₂ gekennzeichnet sind. Klimaforscher sind sich einig: Um die Klimakrise zu überwinden, müssen…
Warum globale Dürren, die mit dem Klimawandel verbunden sind, uns beeinträchtigen
Eine von der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL (Schweizerisches Bundesinstitut für Wald, Schnee und Landschaft) geleitete Studie zeigt, dass die Anzahl der langanhaltenden Dürren in den letzten 40 Jahren besorgniserregend zugenommen hat….