Innsbrucker Neurologen finden Biomarker für häufige Komplikation nach Hirnblutung

Neue Erkenntnisse aus einer an der Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor Univ.-Prof. Werner Poewe) durchgeführten Studie an PatientInnen mit spontaner Subarachnoidalblutung (SAB) – einer speziellen Form des Schlaganfalls – beschreiben zelluläre Mikropartikel im Blutplasma als möglichen Indikator für das Auftreten eines zerebralen Vasospasmus. Diese krampfartige Verengung von Gehirnarterien tritt bei bis zu 70 Prozent der PatientInnen auf und hat häufig die Entstehung von Schlaganfällen und somit schwere Gehirnschäden zur Folge.

Im Verlauf einer spontanen Subarachnoidalblutung (SAB), in der Blut an die Gehirnoberfläche dringt und so zu einem lebensbedrohlichen Zustand für die Betroffenen führt, stellen zerebrale Vasospasmen eine zusätzlich häufige und schwerwiegende Komplikation dar. In der Folge kann es zu einer Minderversorgung des Gehirns mit Blut und somit zu einem sekundären Hirninfarkt kommen. Vor dem Hintergund dieser schwer zu behandelnden Komplikation und des allgemein schlechten Outcomes von SAB-PatientInnen kommt der Früherkennung eines Vasospasmus daher besondere Bedeutung zu.

Früherkennung verbessert Perspektive

Auf der Suche nach neuen Biomarkern für das Auftreten eines Vasospasmus untersuchte ein Forschungsteam um Dr. Peter Lackner von der Arbeitsgruppe Neurologische Intensivmedizin (Leitung Univ.-Prof. Erich Schmutzhard) im Zeitraum von zwei Jahren PatientInnen mit Subarachnoidalblutung. „Dabei konnten wir zeigen, dass der Anteil endothelialer Mikropartikel (das Endothel sind die Zellen der innersten Wandschicht von Lymph- und Blutgefäßen) bei PatientInnen mit SAB und insbesondere bei PatientInnen mit Vasospasmus im Plasma erhöht ist“, erklärt Studienautor Lackner.

Endotheliale Mikropartikel sind erst seit kurzem bekannte Membranabschnürungen von Endothelzellen, die bei Aktivierung der Endothelzelle entstehen. „Neben der möglichen Entwicklung neuer Biomarker zur Früherkennung des Vasospasmus deuten unsere Ergebnisse daraufhin, dass die endotheliale Aktivierung eine relevante Rolle bei der Entstehung eines Vasospasmus spielt“, so Lackner, dessen Forschungsarbeit kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „Stroke“ publiziert wurde.

Weiters konnten die Forscher zeigen, dass bei PatientInnen, welche einen Vasospasmus assoziierten Infarkt erlitten hatten, zusätzlich der Anteil thrombozytärer Mikropartikel (Thrombozyten sind Blutplättchen; ein überhöhter Thrombozytenanteil erhöht das Infarktrisiko) erhöht war. Diese Beobachtung könnte darauf hinweisen, dass Mikrothrombosen die Entstehung von Vasospasmus assoziierten Infarkten beeinflussen.

Nun soll durch weitere klinische Studien gezeigt und bestätigt werden, inwieweit sich der Anteil der endothelialen Mikropartikel im Plasma als Biomarker etablieren läßt. „Bei frühzeitiger Erkennung kann eine individuelle, neurointensivmedizinische Therapie das Risiko für Infarkte reduzieren. Darüber hinaus könnten sich aus unseren Ergebnissen neue Therapiekonzepte ableiten lassen, etwa die medikamentöse Beeinflussung von Mikrothrombosen“, unterstreicht Dr. Lackner die Bedeutung der neuen Erkenntnisse.

Links:

§ Forschungsarbeit: Cellular Microparticles as a Marker for Cerebral Vasospasm in Spontaneous Subarachnoid Hemorrhage. Peter Lackner, MD; Anelia Dietmann, MD; Ronny Beer, MD; Marlene Fischer, MD; Stroke published online Sep 2, 2010;

http://dx.doi.org/ 10.1161/STROKEAHA.110.584995

§ Univ.-Klinik für Neurologie
http://www.i-med.ac.at/neurologie/
§ Arbeitsgruppe Intensivneurologie
http://www.i-med.ac.at/neurologie/forschung/intensivneurologie.html
Details zur Medizinischen Universität Innsbruck
Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.700 MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden drei Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens.

Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. In der Forschung liegen die Schwerpunkte im Bereich der Molekularen Biowissenschaften (u.a. bei dem Spezialforschungsbereich „Zellproliferation und Zelltod in Tumoren“, Proteomik-Plattform), der Neurowissenschaften, der Krebsforschung sowie der molekularen und funktionellen Bildgebung. Darüber hinaus ist die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck in der hochkompetitiven Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.

Für Rückfragen
Dr. Peter Lackner
Univ.-Klinik für Neurologie
Medizinische Universität Innsbruck
Anichstraße 35, 6020 Innsbruck, Austria
Tel.: + 43 512 504-81011
E-Mail: Peter.Lackner@i-med.ac.at
Kontakt
Mag. Amelie Döbele
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Universität Innsbruck
Innrain 52, 6020 Innsbruck, Austria
Telefon: +43 512 9003 70080
Mobil: +43 676 8716 72080
public-relations@i-med.ac.at

Media Contact

Amelie Döbele Medizinische Universität Innsbru

Weitere Informationen:

http://www.i-med.ac.at

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer