Ein hilfsbereites Protein als Torwächter

Die dreidimensionale Struktur des Proteintransportkanals (Sec Translocon). Das Helferprotein YidC bindet an Kontaktstellen nahe des lateralen Tors an den Proteintransportkanal.<br>Institut für Biochemie und Molekularbiologie <br>

Zellmembranen bilden eine Barriere zwischen dem Inneren und Äußeren einer Zelle und sorgen dafür, dass schädigende Substanzen nicht eindringen. Gleichzeitig leiten Membranproteine bestimmte Stoffe durch die Zellwand hindurch, sodass die Zelle sich mit anderen verständigen kann. Bisher war allerdings unklar, wie genau diese Proteine in die Zellmembran eingebaut werden.

Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Hans-Georg Koch vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie sowie der Spemann Graduiertenschule für Biologie und Medizin der Universität Freiburg hat diesen Mechanismus in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Bettina Warscheid vom Institut für Biologie II sowie dem Exzellenzcluster BIOSS Centre for Biological Signalling Studies untersucht. Die Forschungsergebnisse wurden nun in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Biological Chemistry“ veröffentlicht.

Ein Proteintransportkanal und Helferproteine schleusen Proteine gemeinsam in die Zellmembran und bauen sie dort ein. Das Forschungsteam klärte auf, wie der Kanal und das Helferprotein YidC dabei zusammenwirken: Der Proteintransportkanal bildet eine passive Pore, die Moleküle ungehindert durchlässt. YidC bindet an den Kanal nahe eines Bereichs, der als laterales Tor bezeichnet wird, und verschließt so das Tor und den Kanal.

Das Helferprotein erfüllt gewissermaßen die Funktion eines Torwächters: Wenn ein Membranprotein vor dem Eingang steht, öffnet sich das Tor, YdiC nimmt das Membranprotein in Empfang und fügt es in die Lipiddoppelschicht der Membran ein. Vermutlich hilft YdiC den Proteinen zusätzlich dabei, sich richtig zusammenzufalten und sorgt dafür, dass sie ihre endgültige dreidimensionale Struktur einnehmen.

Bei ihren Untersuchungen setzte das Forschungsteam eine Technik ein, mit der sie Proteinkontakte in lebenden Zellen ausfindig machen konnten. Ihre Aufnahmen erreichen eine Auflösung bis hin zu einzelnen Aminosäuren, den Bausteinen der Proteine. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler leisteten mit ihren Ergebnissen einen entscheidenden Beitrag zu dem Verständnis, wie der Mechanismus der Membranprotein-Integration funktioniert.

Kontakt:
Prof. Dr. Hans-Georg Koch
Institut für Biochemie und Molekularbiologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-5250
Fax: 0761/203-5253
E-Mail: hans-georg.koch@biochemie.uni-freiburg.de

Media Contact

Rudolf-Werner Dreier Uni Freiburg im Breisgau

Weitere Informationen:

http://www.uni-freiburg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Darstellung des thermodynamik-inspirierten Laserstrahlschmietungsprozesses in der Forschung zur optischen Thermodynamik.

Thermodynamisch inspirierte Laserstrahlsformung entfacht einen Hoffnungsschimmer

Inspiriert von Ideen aus der Thermodynamik haben Forscher der Universität Rostock und der University of Southern California eine neue Methode entwickelt, um hochenergetische Laserstrahlen effizient zu formen und zu kombinieren….

Kovalentes Organisches Rahmenwerk COF-999 Struktur zur CO2-Absorption

Ein Atem frischer Luft: Fortschrittliche Quantenberechnungen ermöglichen COF-999 CO₂-Adsorption

Quantenchemische Berechnungen an der HU ermöglichen die Entwicklung neuer poröser Materialien, die durch eine hohe Absorptionskapazität für CO₂ gekennzeichnet sind. Klimaforscher sind sich einig: Um die Klimakrise zu überwinden, müssen…

Satellitenbild zeigt Vegetationsverlust durch mehrjährige Dürren

Warum globale Dürren, die mit dem Klimawandel verbunden sind, uns beeinträchtigen

Eine von der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL (Schweizerisches Bundesinstitut für Wald, Schnee und Landschaft) geleitete Studie zeigt, dass die Anzahl der langanhaltenden Dürren in den letzten 40 Jahren besorgniserregend zugenommen hat….