Fettabbau im „Ruhemodus“: Biochemiker entdecken „Warteposition“ von fettabbauenden Enzymen

Fettabbau im &quot;Ruhemodus&quot;: Forscher des Instituts für Biochemie der TU Graz entdecken Warteposition von fettabbauenden Enzymen. TU Graz/Lunghammer<br>

Biochemiker der TU Graz haben 2010 nachgewiesen, dass zwei Enzyme des Fettstoffwechsels Doppelfunktionen erfüllen und sowohl für den Abbau als auch den Aufbau von Fetten zuständig sind.

Bei genauerer Erforschung der fettabbauenden Funktion haben Günther Daum und die Dissertantin Claudia Schmidt vom Institut für Biochemie der TU Graz festgestellt: Unter bestimmten Bedingungen sind die Enzyme „ruhig gestellt“ und setzen den Fettabbau aus. Das Ergebnis wurde kürzlich im Journal of Biological Chemistry veröffentlicht.

Das Wissen über den menschlichen und pflanzlichen Fettstoffwechsel stammt häufig aus der wissenschaftlichen Arbeit mit Hefe, die als Modellsystem mit großer Relevanz für höhere Organismen dient. Eine entscheidende Rolle beim Fettstoffwechsel spielen Enzyme, also Proteine, die als Biokatalysatoren bestimmte Reaktionen auslösen. Eine Gruppe um Günther Daum vom Institut für Biochemie der TU Graz hat vor rund drei Jahren nachgewiesen, dass zwei bestimmte fettspaltende Hefe-Enzyme jeweils eine Doppelfunktion haben: Sie können Fette sowohl auf- als auch abbauen.

„Wir haben nun eines dieser beiden Enzyme genauer unter die Lupe genommen und die Regulation des Fettaufbaus und -abbaus unter verschiedenen Bedingungen biochemisch, molekularbiologisch und zellbiologisch untersucht“, erläutert Günther Daum.

Enzym auf Abruf

Unter anderem haben die Forscher die Synthese der Triglyceride, also der Fette, die wie Cholesterin zur Gruppe der Nahrungs- und Depotfette gehören, „abgeschaltet“. Durch diese Manipulation kann die Hefezelle keine Fettpartikel mehr bilden, auf denen das fettabbauende Enzym (Lipase) normalerweise sitzt. Das nunmehr „heimatlos“ gewordene Enzym wandert daraufhin in das Endoplasmatische Retikulum, das „Synthese-Kraftwerk“ der Zelle, aus. „Die Reaktion des Hefe-Enzyms war erstaunlich – nämlich gar keine. Es wechselte zwar seine Position, verfiel dann aber in eine Art ‚Ruheposition‘ ohne jegliche Funktion zu erfüllen. Es gab keinerlei Enzymaktivitäten mehr‘“, schildert Daum. Das Ergebnis sei zwar überraschend, aber nicht unlogisch: „Das Enzym ist zwar ruhiggestellt, aber auf Abruf wieder bereit, sowohl den Fettabbau als auch den Fettaufbau zu starten“, so Daum. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass der Aufenthaltsort des Enzyms innerhalb der Zelle seine Funktion ganz maßgeblich beeinflusst.

Die Biochemiker wollen mit den Untersuchungen der Hefe-Enzyme die Abläufe im Fettstoffwechsel grundlegend erforschen und damit zum übertragbaren Verständnis des menschlichen und pflanzlichen Auf- und Abbaus von Fetten beitragen. Welche Faktoren sich wie auf die Aktivität der fettspaltenden Enzyme auswirken ist dabei eine zentrale Fragestellung. Die Arbeit ist im Rahmen eines FWF-geförderten Forschungsprojektes entstanden und ist Teil der Dissertation von Claudia Schmidt. Das renommierte Journal of Biological Chemistry hat die Ergebnisse kürzlich publiziert.

Originalarbeit: Schmidt, C, Athenstaedt, K., Koch, B., Ploier, B. and Daum, G.: Regulation of the Yeast Triacylglycerol Lipase Tgl3p by Formation of Nonpolar Lipids. The Journal of Biological Chemistry. Vol 288, No. 27. 19939-19948. 2013.

Bildmaterial bei Nennung der Quelle „TU Graz/Lunghammer“ honorarfrei verfügbar unter http://www.presse.tugraz.at/webgalleryBDR/data/Fettstoffwechsel_2013/index.htm

Rückfragen:
Ao.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. tit.Univ.-Prof. Günther Daum
Institut für Biochemie
E-Mail: guenther.daum@tugraz.at
Tel.: +43 (0) 316 873 6462
TU Graz – Mitglied der TU Austria
http://www.tuaustria.at/

Media Contact

Alice Senarclens de Grancy Technische Universität Graz

Weitere Informationen:

http://www.tugraz.at

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer