Entdeckung von "Chamäleon-Zellen" für eine bessere Narbenbildung?

Die Wissenschaftler haben diese „Chamäleon-Zellen“ in einem Narbenbildungs-Modell untersucht und konnten zeigen, wie diese Zellen die Gewebespannung reduzieren und somit ein perfektes Zusammenwachsen der Epidermis (bzw. Oberhaut) fördern.

Diese Ergebnisse eröffnen neue Forschungswege in der regenerativen Medizin. Sie wurden am 8. Juni 2010 in der Fachzeitschrift PloS Biology [2] veröffentlicht.

Die Forscher haben die sogenannte „Rückenschließung“ an Embryonen der Drosophilia Fliege untersucht. Bei diesem wichtigen Schritt der Morphogenese [3] der Drosophilia treffen 2 Epidermen aufeinander und wachsen zusammen. Dieses Zusammenwachsen der beiden Gewebe ist dem Zusammenwachsen einer Schnittwunde sehr ähnlich und ist somit sehr gut als Modell der Narbenbildung geeignet. Bei der Beobachtung der Drosophilia Embryonen während der „Rückenschließung“ bemerkten die Forscher, dass manche Zellen die Eigenschaft haben, unter normalen Bedingungen der Embryonalentwicklung ihre Identität (oder differenzierten Typ) und ihren Ort zu wechseln. In der Regel können differenzierte Zellen ihre Identität nicht verändern und vermischen sich nie mit Zellen eines anderen Teilgebiets des Embryos. Dieser Identitätswechsel, auch als zelluläre Plastizität bekannt, ist bereits aus pathologischen Fällen bekannt, bei denen die erneute Differenzierung der Zelle meistens eine oder mehrere Zellteilungen erfordert. Im Fall der Drosophilia Fliege erfolgt die zelluläre Plastizität durch eine genetische Kontrolle, die auch bei der Geweberegeneration der erwachsenen Fliege eine Rolle spielt. Die Forscher konnten beobachten, dass je mehr „Chamäleon-Zellen“ wandern, desto geringer wird die Gewebespannung. Nebenzellen schieben sich zwischen die „Chamäleon-Zellen“ und schaffen dadurch einen sogenannten „Entspannungs-Abschnitt“ für das Gewebe, wodurch ein perfektes Zusammenwachsen bei der Rückenschließung ohne sichtbare Narbenbildung ermöglicht wird.

[1] CNRS: französisches Zentrum für wissenschaftliche Forschung

[2] „JNK Signalling Controls Remodelling of the Segment Boundary through Cell Reprogramming during Drosophila Morphogenesis“, Gettings, […], Almeida & Noselli – PloS Biology – 08.06.2010

[3] Die Morphogenese ist die Etappe der Embryogenese, bei der sich die Formen und Organe herausbilden.

Kontakt:

Stéphane Noselli, CNRS Forscher – Tel: +33 4 92 07 64 33 – E-Mail: noselli@unice.fr

Quelle:

Pressemitteilung des französischen Zentrums für wissenschaftliche Forschung CNRS – 08.06.2010 – http://www2.cnrs.fr/presse/communique/1909.htm

Redakteurin: Léna Prochnow, lena.prochnow@diplomatie.gouv.fr

Wissenschaft-Frankreich (Nummer 186 vom 23.06.2010) Französische Botschaften in Deutschland und Österreich

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