Erstmals an der Universität Kassel beobachtet: Wenn Moleküle schizoid reagieren

Über dieses spektakuläre Ergebnis haben nach der Erstveröffentlichung durch die Forschungsgruppe angesehene Zeitschriften berichtet. Denn niemals wurde bisher beobachtet, dass die zweite Gruppe eine völlig andere Reaktion mit dem betreffenden Partner eingeht als die erste. Genau dies wurde jetzt erstmals von Forschern des Instituts für Chemie der Universität Kassel gefunden.

Bildlich gesprochen sagt die erste Gruppe 'hüh' und die zweite 'hott'. Dieses 'schizoide' Reaktionsverhalten ist ein neues Phänomen in der Chemie.

Die Kasseler Arbeitsgruppe Metallorganische Chemie unter Leitung von Prof.
Dr. Ulrich Siemeling und mit dem Doktoranden Dag Rother arbeitete im vorliegenden Untersuchungsverfahren mit dem metallorganischen Isocyanid 1,1’-Diisocyanoferrocen, einer wichtigen Verbindung etwa in der Erforschung neuer Oberflächen. Als Reaktionspartner wurde eine Gold-Verbindung (ein spezielles Gold(I)-Acetylid) eingesetzt.
„Sind zwei chemisch äquivalente reaktive Gruppen im Molekül nicht weit voneinander entfernt, so spüren sie sich. Reagiert die erste Gruppe mit einem bestimmten Partner, dann beeinflusst das die Reaktivität der zweiten Gruppe. Meistens stellt man fest, dass die zweite langsamer reagiert als die erste“, so Prof. Siemeling. Es sei daher absolut überraschend gewesen, dass die zweite Gruppe im Versuch eine völlig andere Reaktion mit dem betreffenden Partner einging als die erste. Die erste zeigt die erwartete Reaktion:

Koordination. Die zweite zeigt eine in dieser Sparte der Chemie völlig unübliche Reaktion: Insertion, also das Einfügen in die Goldverbindung.

Daher erregte die Veröffentlichung des erstaunlichen Resultats schon kurz nach Erscheinen in der angesehenen Fachzeitschrift Chemical Communications großes Aufsehen. Das zeigen kommentierende Artikel in den Zeitschriften Nachrichten aus der Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker und Chemical and Engineering News der American Chemical Society. Die Arbeitsgruppe um Prof. Ulrich Siemeling will diesem molekularen Wahnsinn nun systematisch auf den Grund gehen, um die Methode dahinter zu verstehen. Ein entsprechender Antrag an die DFG wurde soeben gestellt.

Info
Universität Kassel
Prof. Dr. Ulrich Siemeling
Fachbereich Naturwissenschaften
tel (0561) 804 4576/4277
fax (0561) 804 4777
e-mail siemeling@uni-kassel.de

Media Contact

Prof. Dr. Ulrich Siemeling Universität Kassel

Weitere Informationen:

http://www.uni-kassel.de/presse/pm/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Mehr Prozess- und Produktinnovationen in Deutschland als im EU-Durchschnitt

Mehr als jedes 3. Unternehmen (36 %) in Deutschland hat zwischen 2018 und 2020 (aktuellste Zahlen für die EU-Länder) neue Produkte entwickelt, Neuerungen von Wettbewerbern imitiert oder eigene Produkte weiterentwickelt….

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Partner & Förderer