Siedender Feuerball entwickelte eigene Zuckerverdauung
Mikrobiologen aus Wageningen haben in einem Projekt der niederländischen Organisation für wissenschaftliche Forschung (NWO) die eigenartige Verdauung eines exotischen Mikroorganismus bloßgelegt. Es zeigt sich, dass der siedende Feuerball, auf lateinisch Pyrococcus furiosus genannt, einige Schritte der Zuckerverdauung erneut erfunden hat.
Es hat sich heraus gestellt, dass Pyrococcus, der vor fünfzehn Jahren auf einer kleinen italienischen Vulkaninsel entdeckt wurde, Zucker etwas anders verdaut als dies Menschen, Tiere, Pflanzen und Bakterien tun. Alle setzen Glukose über eine Glykolyse in Pyruvat (Brenztraubensäure) um. Pyrococcus nutzt andere, nicht verwandte Enzyme. Aus Stammbaumuntersuchungen zeigt sich, dass die Enzyme sich im siedenden Feuerball unabhängig von anderen Mikroorganismen entwickelt haben. Anders gesagt, Pyrococcus hat aus eigener Kraft erneut die Zuckerverdauung erfunden.
Inzwischen versuchen die Wageninger Wissenschaftler über Gentechnologie einige Enzyme aus der Zuckerverdauung für industrielle Anwendungen geeignet zu machen. Da der Verlauf der Zuckerverdauung jetzt bekannt ist, sind die Forscher auf der Suche nach der Regulierung dieses Verlaufs. Es gibt schon einen ersten Ansatz. Die Forscher fanden ein gleiches Stückchen DNA den 21 Genen vorangehend, die mit der Zuckerverdauung zutun haben. Das Stückchen befindet sich in der sogenannten Promotorsequenz. Die 21 Gene sind an der Verdauung von Alfazucker wie Maltose und Stärke beteiligt. Das Stückchen spielt wahrscheinlich eine wichtige Rolle in der Regulierung dieser Gene. Seit der Entdeckung des Pyrococcus furiosus steht der Mikroorganismus im Brennpunkt des Interesses. Der Organismus, der in der Nähe des Strands der italienischen Insel Vulcano entdeckt wurde, fühlt sich am wohlsten in einer salzigen Umgebung und bei einer Temperatur von hundert Grad Celsius. Die Industrie findet Pyrococcus interessant, weil seine Enzyme nicht bei den hohen Temperaturen kaputtgehen. Die Wissenschaft studiert die besonderen Lebensumstände und die Verschiedenheit der Essgewohnheiten des Organismus.
Nähere Informationen bei Dr. Corné Verhees (Universität Wageningen, Laboratorium für Mikrobiologie), Tel. +31 (0) 317 483748 oder +31 (0) 317 482105 (Sekretariat), Fax +31 (0) 317 483829, Email: corne.verhees@algemeen.micr.wag-ur.nl. Seine Promotion fand am 5. April statt, Promotor war Prof. Dr. W.M. de Vos.
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Kontrolle von Quantenzuständen in einem neuen Energiebereich
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Lukas Bruder von der Universität Freiburg kontrolliert erstmals hybride Elektron-Photon Quantenzustände in Helium-Atomen. Die Kontrolle dieser speziellen Quantenzustände wurde durch die Pulsformung…
Innovative Klebtechnik zum Bauen mit Holz und Beton
Bauen mit Holz leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Durch die Kombination von Holz und Beton erweitert das Fraunhofer WKI den Einsatzbereich von Holzkonstruktionen entscheidend. Mit einer neuartigen Klebetechnologie wird…
Schluckstörungen nach einem Schlaganfall belasten die Psyche
Rund ein Viertel der Patienten mit akutem Schlaganfall erleben Schluckstörungen, medizinisch bekannt als Dysphagie. Zu den Bedingungen gehören Schwierigkeiten, Nahrung oder Flüssigkeiten in die Speiseröhre zu bewegen, was oft zu…