Forscher entdecken Reife-Gene in Tomaten

Früchte sollen länger haltbar sein und frischer schmecken

Forscher der Cornell University wollen mit einem genetischen Trick Tomaten so verändern, dass sie nicht nur frischer schmecken, sondern länger halten. In Zusammenarbeit mit dem Boyce Thompson Institute for Plant Research in Ithaka, der Texas A&M University und der Jeallots Hill Research Station hat das Team um Jim Giovannoni von der Cornell-Universität jenes Gen identifiziert, das bei Tomatenpflanzen die Reife steuert. Das Projekt wurde von der National Science Foundation mit 7,8 Mio. Dollar unterstützt.

Das Team um Giovannoni untersuchte eine mutierte Tomatensorte mit dem Namen Rin („ripening-inhibitor“), berichtet das US-Fachmagazin Science http://www.sciencemag.org . Die Früchte dieser Pflanzen bleiben grün, hart und im Geschmack bitter. Grund dafür ist wie die Forscher nun entdeckten ein Fehler: Zwei normalerweise getrennte Gene sind miteinander verschmolzen. Somit fehlen der Zelle jene zwei Proteine, die aus den beiden Erbanlagen hervorgehen. Eines dieser Proteine soll jene Signalkette in Gang setzten, an deren Ende die reife Tomate am Strauch steht. Für Landwirte heißt dies laut Giovannoni, dass sie ihre Tomaten einige Tage länger auf den Sträuchern hängen lassen können.

Gilt für Giovannoni das Verständnis über die Reifung der Tomate als der „Heilige Gral“, ist die genetische Modifizierung zur Verlängerung der Haltbarkeit nichts Neues. 1994 wurde die Anti-Matsch-Tomate „Flavr Savr“ zugelassen. Bei der Anti-Matsch-Tomate ist allerdings nicht die Reifung, sondern ein Protein unterdrückt worden, das für das Auflösen der Zellwände verantwortlich ist. 1997 wurde die Tomate vom Markt genommen, da sie, ohne Schaden zu nehmen, nicht verschiffbar war.

Für Giovannoni sind die Ergebnisse bereits jetzt von Erfolg gekrönt. Besonders Landwirte und Nahrungsmitelhersteller sollen von der Tomate profitieren, da sie die leicht verderbliche Ware nicht mehr unter Zeitdruck in den Handel bringen müssten. Aufgrund der molekularen Grundlage des Reifens sei es sogar möglich, diesen Prozess auf einen gewünschten Zeitpunkt zu verlegen. Dafür müssten die letzten Reifungsschritte verzögert werden. Zurzeit werden Tomaten früh gepflückt und zur Reifung mit Ethylen besprüht. Einig sind sich die Forscher, dass durch die Erkenntnisse die Züchtung verbesserter Tomatensorten zwar vorangetrieben werden kann. Den Einzug in Supermärkten werden die Früchte aber erst in Jahren halten, da neue Biotech-Sorten eine behördliche Genehmigung benötigen.

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Sandra Standhartinger pte.online

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