Möglichen neuen Ansatz für Behandlung von Herzmuskelerkrankungen entdeckt

Dort arbeitet Titin als Sprungfeder und sorgt dafür, dass sich der Herzmuskel mit Blut füllt. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass im darauffolgenden Herzschlag, wenn sich die Sarkomere zusammenziehen, ausreichend Blut durch den Körper gepumpt wird. Jetzt haben Prof. Michael Gotthardt und seine Mitarbeiter vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch zusammen mit Forschern der Washington State University in Pullman, USA, erstmals im Tiermodell nachgewiesen, dass Titin auch direkt an der Muskelkontraktion beteiligt ist.

Das Protein empfängt und verarbeitet Signale, die den Kalziumstrom in Herzmuskelzellen regulieren und steuert dadurch die Kontraktion. Ist Titin gezielt ausgeschaltet, wird damit auch die Signalverarbeitung unterbrochen. Das Herz kann ohne intaktes Titin nur noch eingeschränkt kontrahieren, da die Verteilung von Kalzium in der Herzmuskelzelle gestört ist. Um die daraus folgende verringerte Pumpleistung auszugleichen, verdicken sich die Herzmuskelzellen, das Herz wird übergroß, die Sarkomerstruktur löst sich auf.

Diese Erkenntnisse, die jetzt die amerikanische Fachzeitschrift Circulation* (DOI:10.1161/CIRCULATIONAHA.106.645499) veröffentlicht hat, erklären möglicherweise, weshalb Menschen mit erblich verändertem Titin am Herzen erkranken. Die Forscher hoffen, dass ihre Forschungsergebnisse in Zukunft zur Entwicklung ursächlicher Therapien von Herzmuskelerkrankungen beitragen werden.

Cardiac Hypertrophy and Reduced Contractility in Hearts Deficient in the Titin Kinase Region

Jun Peng, Katy Raddatz, Jeffrey D. Molkentin, Yiming Wu, Siegfried Labeit, Henk Granzier and Michael Gotthardt

Department of Veterinary and Comparative Anatomy, Pharmacology, and Physiology, Washington State University, Pullman (J.P, Y.W., H.G., M.G.); Neuromuscular and Cardiovascular Cell Biology, Max-Delbrück Center for Molecular Medicine, Berlin, Germany (K.R., M.G.); Division of Molecular Cardiovascular Biology, Department of Pediatrics, Children's Hospital Medical Center, Cincinnati, Ohio (J.M.); and Department of Anesthesiology, Mannheim University, Mannheim, Germany (S.L.).

Barbara Bachtler
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