Vitamine machen sexy
Essenzielle Nahrungsstoffe wie etwa Vitamine können eine ähnliche Wirkung wie Pheromone haben. Zu diesem Schluss ist ein Forscherteam des National Museum in Madrid gekommen. Dies trifft zumindest auf Iberische Eidechsen zu. Im Wissenschaftsmagazin Royal Society Proceedings B berichten die Forscher davon, dass die weiblichen Tiere auf die Sekrete der Männchen, die zuvor Vitamin D Nahrungszusätze erhalten hatten, äußerst erregt reagierten.
Ob Vitamin D auch eine ähnliche Rolle bei den Menschen spielt, können die Forscher nicht sagen. Das Team um Jose Martin geht davon aus, dass der Duft der Sekrete offensichtlich zeigt, dass die Männchen bei bester körperlicher Gesundheit sind. Aus evolutionärer Sicht wäre dies verständlich und vor allem ein logischer Schritt, denn Weibchen bevorzugen die gesündesten männlichen Partner für die Paarung. „Interessanterweise fanden sich in den Hautsekreten der Tiere auch die meisten Nährstoffe“, so Martin. „Die männliche Eidechse hat in seinem Hautsekret das, was er in seinem Körper trägt und reflektiert damit seinen Gesundheitszustand“, erklärt der Forscher.
In anderen Echsen konnten die Forscher ebenso deutliche Mengen von Vitamin E finden. „Vermutlich hat es eine ähnliche Wirkung wie das Vitamin D“, subsumiert Martin. Dass männliche Tiere Pheromone als chemische Botenstoffe für die sexuelle Attraktion beim Weibchen nutzen, ist bekannt. Vitamin D spielt bei den Eidechsen eine essenzielle Rolle, da es für das Immunsystem notwendig ist. Häufig sind die Tiere nicht in der Lage genug von diesem Vitamin zu synthetisieren und müssen dies über ihre Nahrung aufnehmen. Das Forscherteam konnte auch feststellen, dass jene Tiere, die das Vitamin-D-Supplement erhielten, größere Mengen des Pro-Vitamins D an ihren hinteren Gliedmaßen ausstießen. Das Pro-Vitamin D verwandelt sich unter UV-Strahlung in das Vitamin. Das Sekret, das die Männchen produzierten, hinterließen sie als Duftmarke. Das erregte die Weibchen offensichtlich.
Dass Tiere Nährstoffe als Sex-Lockstoffe verwenden, ist nichts Neues: Vögel und Fische sind in der Lage durch Karotine Farbstoffe zu erzeugen und dadurch die Aufmerksamkeit beim anderen Geschlecht zu erhöhen. Ob Vitamin D oder auch das Pro-Vitamin D auch bei anderen Spezies oder gar beim Menschen irgendeine Rolle spielt, ist unklar. „Dazu ist es notwendig mehr über den Metabolismus dieser Steroide zu wissen“, so Martin. Neuere Untersuchungsergebnisse haben deutlich gezeigt, dass Vitamin D in zahlreichen Geweben einer Krebsentstehung vorbeugen kann. Eine Reihe von Studien hat bestätigt, dass es einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Dickdarm-, Prostata- und Brustkrebs gibt.
Vitamin D ist allgemein bekannt als das „Sonnenschein-Vitamin“. Es ist kein Vitamin im eigentlichen Sinn, sondern ein Hormon. Der Begriff Vitamin wurde ihm fälschlicherweise zugeordnet, nachdem man schon sehr früh feststellte, dass diese im Lebertran enthaltene Substanz bei Kindern Rachitis verhindern bzw. heilen kann. Vitamin-D-Mangel ist weit verbreitet und in seiner Häufigkeit, aber auch in seiner Konsequenz für die Gesundheit bislang unterschätzt. Ein schwerer Vitamin-D-Mangel besteht häufig im Winter. Eine der Ursachen dafür ist die in unseren Breiten relativ geringe UV-Strahlung, so dass zwischen Oktober und März oft zu wenig Vitamin D in der Haut gebildet wird.
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