Inhaltsstoffe des Johannisbrotbaum-Fruchtmarks (Carob) senken kurzfristig Blutfettwerte und kurbeln die Fettverbrennung an

Bereits vor drei Jahren zeigten DIfE-Wissenschaftler, dass der tägliche Verzehr eines ballaststoffreichen Carob-Extraktes den Cholesterinspiegel von Patienten mit Hypercholesterinämie senken kann*. Um herauszufinden, ob und wie dieser Extrakt auch den Stoffwechsel von gesunden Menschen beeinflusst, führten die Forscher nun eine neue Interventionsstudie mit 20 gesunden Probanden/innen im Alter zwischen 22 und 62 Jahren durch.

Die Studienteilnehmer erhielten Testmahlzeiten, denen entweder 0, 5, 10 oder 20 Gramm des Extraktes aus Johannisbrotbaum-Fruchtmark zugesetzt waren. Anschließend analysierten die Wissenschaftler das Blut der Probanden und kamen zu folgenden Ergebnissen:

Wenn Probanden den Extrakt zusätzlich mit der Mahlzeit aufnahmen, sanken nach etwa einer Stunde ihre Triglyzeridwerte im Blut um bis zu 97,2 Prozent. Dieser Effekt war für gute drei Stunden nachzuweisen. Gleichzeitig verringerte sich die Konzentration der freien Fettsäuren im Serum um bis zu 67,2 Prozent.

Darüber hinaus steigerte der Carob-Zusatz die Fettverbrennung. Nahmen die Studienteilnehmer mit ihrer Mahlzeit zusätzlich 20 Gramm des ballaststoffreichen Fruchtmark-Extraktes auf, nutzte ihr Körper hauptsächlich Fett als Energiequelle. Nach Verzehr einer Kontrollmahlzeit ohne Zusatz verbrannte er dagegen überwiegend Kohlenhydrate.

„Da wir nur ein kurzes Zeitintervall untersucht haben, lässt sich schwer vorhersagen, wie sich der Verzehr des Carob-Extraktes langfristig auf den Fettstoffwechsel und den Energiehaushalt eines Menschen auswirkt. Ebenso wissen wir nicht, auf welche Inhaltsstoffe des Fruchtmarks genau die beobachteten Effekte zurückzuführen sind. Wir vermuten aber, dass es sich um ein synergistisches Zusammenspiel der in großen Mengen im Extrakt enthaltenen unlöslichen Ballaststoffe und sekundären Pflanzenstoffe handelt. Für beide Substanzgruppen sind an sich bereits positive Stoffwechseleffekte beschrieben worden“, sagt Sindy Gründel, Erstautorin der Studie. „Unsere Ergebnisse sind zwar viel versprechend, trotzdem können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, ob Carob Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht vorbeugen kann oder nicht. Weitere Studien, vor allem über einen längeren Zeitraum, sind nötig, um klare Aussagen treffen zu können.“

Gruendel S et al.: Carob Pulp Preparation Rich in Insoluble Dietary Fiber and Polyphenols Enhances Lipid Oxidation and Lowers Postprandial Acylated Ghrelin in Humans. Journal of Nutrition 136: 1533-1538 (Juni-Ausgabe 2006).

Hintergrundinformation:

Der Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua) ist ein immergrüner Baum, der in Vorderasien und im Mittelmeerraum verbreitet ist. Seine Früchte reifen innerhalb eines knappen Jahres und werden 10 bis 25 cm lang. Das Fruchtmark bezeichnet man als Carob. Es wird in der Lebensmittelindustrie beispielsweise zur Herstellung von Babynahrung, Eiscreme oder Soßen verwendet.

In der Studie verwendeten die Forscher einen zuckerreduzierten, ballaststoffreichen Carob-Extrakt. 100 Gramm des verwendeten Extrakts enthielten: 5,8 Gramm einfache Kohlenhydrate, 5,2 Gramm Protein, 0,2 Gramm Fett, 68,4 Gramm unlösliche Ballaststoffe, 6,2 Gramm lösliche Ballaststoffe und 2,8 Gramm sekundäre Pflanzenstoffe (Polyphenole). Bei diesen handelte es sich hauptsächlich um Tannine, Flavonolglykoside und Gallussäure.

*Zunft HJ et al.: Carob pulp preparation rich in insoluble fibre lowers total and LDL cholesterol in hypercholesterolemic patients. Eur J Nutr. 2003 Oct;42(5):235-42

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