Gehirn steuert Cyberhand
Entwicklung neuer Prothese nach vier Jahren in Endphase
Europäische Forscher haben in einem Gemeinschaftsprojekt eine neuartige Handprothese entwickelt, die mittels Elektroden mit dem menschlichen Nervensystem verbunden wird. Damit kann die Cyberhand ähnlich einer normalen Hand direkt vom Gehirn gesteuert werden. Sensoren in der Prothese ermöglichen sogar Empfindungen wie Druck und Temperatur.
Erste klinische Versuche mit der Cyberhand sollen Mitte des Jahres abgeschlossen werden. „Bis Patienten die Hand als Produkt tatsächlich benutzen können, werden jedoch noch mindestens fünf Jahre vergehen“, so Klaus Peter Koch, Leiter der Arbeitsgruppe Neuroprothetik am Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik (IBMT), im Gespräch mit pressetext.
Die Entwicklung der Cyberhand wird von der EU mit fast 1 Mio. Euro gefördert. An dem Projekt arbeiten seit 2002 sechs Forscherteams aus Italien, Spanien, Dänemark und Deutschland. Die deutschen Wissenschaftler haben sich auf die Verbindung zwischen Nervensystem und technischem System spezialisiert. Winzige, 400 Nanometer dicke und von Polyimid umschlossene Platinleiterbahnen verbinden die Cyberhand mit den noch intakten Nerven im Armstumpf des Patienten. Dabei werden die Elektroden direkt mit den Nervenfasern verknüpft.
Was die Cyberhand kosten wird und ob die Krankenkassen bereit sein werden, sie zu finanzieren, ist noch unklar. „Die Vermarktung der Cyberhand ist ein reines Marketing-Problem“, betont Klaus Peter Koch. „Ob sich die Hand am Markt durchsetzen kann, wird letztendlich davon abhängen, wie lukrativ das Geschäft ist.“ Es habe schon Beispiele gegeben, bei denen Produkte vom Markt genommen wurden, obwohl Forscher und Patienten begeistert waren. Daher sei es schwierig zu sagen, ob und wann die Cyberhand in Europa erhältlich sein werde. Bis dahin müsse die Prothese aber ohnehin noch weiter optimiert werden.
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