Bundesweit erstes Zentrum für Systembiologie entsteht an der Universität Stuttgart

Zielvereinbarung eröffnet neue Perspektiven

An der Universität Stuttgart wird das bundesweit erste Universitätszentrum für Systembiologie (ZSB) eingerichtet. Dies ermöglicht eine in diesen Tagen unterzeichnete Zielvereinbarung zwischen der Universität Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg. Das Land fördert die Einrichtung mit 2,5 Millionen Euro. Damit baut die Uni Stuttgart ihren bisherigen Forschungsschwerpunkt Systembiologie aus und stärkt nachhaltig die interdisziplinäre Vernetzung in diesem zukunftsträchtigen Forschungsfeld.

Das ZSB wird seine Schwerpunkte auf neue Ansätze zur Integration von Bio-, System- und Ingenieurwissenschaften für die Analyse und das Design biologischer Systeme setzen. In der Vergangenheit waren für die Biologie qualitative und beschreibende, auf die molekularen Details ausgerichtete Ansätze charakteristisch. Um das Verhalten ganzer biologischer Systeme zu verstehen, stoßen diese Betrachtungsweisen jedoch an Grenzen.

Vor diesem Hintergrund sieht die Zielvereinbarung für das neue Forschungszentrum vor, solche „bottom-up“ Rekonstruktionen mit von oben nach unten – „top-down“ – erklärenden Strategien in ein ganzheitliches System zu integrieren. Für die Erschließung dieses neuen Forschungsansatzes wird organisatorisch und institutionell ein neuer Weg beschritten, der eine bisher nicht gekannte Qualität in der interdisziplinären Forschung und damit Voraussetzungen für neue Perspektiven in der Systembiologie eröffnet. Hierzu beinhaltet die Vereinbarung neben der Einrichtung des bundesweit ersten Universitätszentrums für Systembiologie auch die Einrichtung eines Forschungsverbundes sowie ein Forschungsprogramm. Dabei sollen die bisherigen Forschungsaktivitäten gebündelt und auf eine völlig neue Interaktion der daten- und wissensbasierten systembiologischen Ansätze fokussiert werden.

Großen Wert legt man an der Universität Stuttgart auf die Integration der Aktivitäten in neuartige Ansätze zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. In diesem Zusammenhang ist ein Masterstudiengang „Systembiologie“ mit Zugang aus den Studiengängen der Fakultäten Bio- und Geowissenschaften, der Chemie sowie der Verfahrenstechnik und technischen Kybernetik im Maschinenbau geplant.

Fritsch: „Zentrum stärkt einmalige Ausrichtung“

„Das Zentrum für Systembiologie stärkt die bundesweit einmalige Ausrichtung der Universität Stuttgart bei der fach- und fakultätsübergreifenden Integration von Ingenieurwissenschaftlern, Systemwissenschaftlern und Biologen“, begrüßt Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch die Vereinbarung. „Der Ansatz in Stuttgart entspricht den an führenden amerikanischen Universitäten verfolgten transdisziplinären Strategien.“ Der baden-württembergische Wissenschaftsminister Prof. Peter Frankenberg hebt die Bedeutung des Zentrums für das Profil der Universität Stuttgart hervor. „Durch die Bündelung der systembiologischen Forschungsansätze wird die Universität Stuttgart ihren innovativen und richtungsweisenden Ansatz weiter ausbauen“, sagt er.

Wichtige Fragen der Biomedizin

Der Ansatz der synergetischen Verbindung verschiedener Forschungswege eröffnet neue Möglichkeiten zur Sequenzierung der Genome, zur experimentellen Analyse der genetischen Information oder zur Beobachtung der mannigfaltigen Interaktionen zwischen den Proteinen. Damit trägt das ZSB dazu bei, wichtige Fragen der Biomedizin und Bioprozesstechnik zu beantworten.

Das ZSB wird als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Uni etabliert und dient fakultätsübergreifend der Forschung und Lehre. In ihm arbeiten Wissenschaftler der Fakultäten Geo- und Biowissenschaften, Chemie, Maschinenbau, Mathematik, und Physik sowie Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik zusammen. Für die geplanten Aktivitäten sind zwei Professuren in den Bereichen Systemdynamik und Zellkulturtechnik vorgesehen.

Für die Zukunft ist geplant, eine internationale Summer School „Systems Biology“ einzurichten. Zudem sollen die Forschungsaktivitäten mit einer umfassenden und fakultätsübergreifenden Ausbildung von Doktoranden verknüpft werden. Eine Graduate School „Systems Biology“ ist in Vorbereitung.

Einblick in das Feld der Systembiologie gibt auch das kürzlich erschienene Themenheft Forschung der Universität Stuttgart.

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Ursula Zitzler idw

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