Krebszellen legen T-Zellen des Immunsystems lahm – Neueste Erkenntnisse von MDC- und Charité-Forschern
Krebszellen können bestimmte Zellen des Immunsystems lahm legen und somit unkontrolliert weiterwachsen. Die Tumorzellen blockieren ausgerechnet die T-Zellen des Abwehrsystems, die eigentlich die Tumoren erkennen und zerstören sollen. Das haben die beiden Immunologen Dr. Gerald Willimsky und Prof. Thomas Blankenstein (Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, MDC, Berlin-Buch und Charité) in siebenjähriger Forschungsarbeit an transgenen Mäusen herausgefunden. Bisher ging die Forschung davon aus, dass sich Tumorzellen vor den Spürhunden des Immunsystems verstecken und damit einer Verfolgung entgehen. Weiter stellten die Forscher fest, dass das Immunsystem die aus einer einzelnen Krebszelle entstandenen Tumoren zwar erkennt und auch sehr stark reagiert, unter anderem mit vermehrter T-Zell-Produktion. Diese T-Zellen sind jedoch wirkungslos. Die Arbeit von Dr. Willimsky und Prof. Blankenstein über das Immunsystem und seine Rolle bei der Krebsbekämpfung hat jetzt die Zeitschrift Nature* (doi:10.1038/nature03954) veröffentlicht.
Die von den beiden Immunologen erzielten Ergebnisse treffen auf so genannte spontane, ohne äußere Einflüsse entstandene Tumore zu. Hingegen können T-Zellen Tumoren, die auf Virusinfektionen zurückgehen – etwa das von Epstein-Barr-Viren verursachte B-Zell-Lymphom – sehr gut unter Kontrolle halten. Für eine Immuntherapie setzen die jetzt gewonnenen Erkenntnisse nach Ansicht der Forscher dennoch ein gutes Zeichen: Zwar legen die Krebszellen das Immunsystem lahm. Aber die beiden Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Tumorzellen die Zielstrukturen, die Immunzellen theoretisch als Angriffspunkte nutzen könnten, entgegen bisheriger Vorstellungen nicht verlieren und damit erkannt und zerstört werden könnten.
*Sporadic immunogenic tumors avoid destruction by inducing T-cell tolerance
Gerald Willimsky1, Thomas Blankenstein1,2
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