Untermeerische Schlammvulkane als Fenster zwischen Geosphäre und Biosphäre
Schlammvulkane befördern Gas, Wasser und Sedimente aus der Tiefe der Erde an die Oberfläche des Meeresbodens. Sie stellen neben den Gashydraten eine der wichtigsten Quellen für die Emission von Erdgas (Methan) ins Meer dar. Aufgrund der extrem hohen Methangehalte an solchen Standorten der Tiefsee kommen dort spezialisierte Bakterien vor, die das Methan als Energiequelle nutzen können. Schlammvulkane sind daher sowohl aus geologischer wie aus biologischer Sicht einzigartige Naturräume, deren Untersuchung Rückschlüsse auf vergangene Abschnitte des Erdklimas zulassen wie auch zu parallelen Lebensformen auf anderen Planeten.
Während der dreiwöchigen deutsch-französischen Expedition auf dem französischen Forschungsschiff „L’Atalante“ haben Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie, sowie des französischen Meeresforschungsinstituts Ifremer den Haakon-Mosby Schlammvulkan am Kontinentalhang vor Norwegen untersucht. Ziel der Untersuchungen war die Bilanzierung des Methanaustrittes und -umsatzes am Meeresboden und im Wasser. Dabei konnten erstmals die besonderen chemosynthetischen Lebensgemeinschaften des Schlammvulkans gezielt beprobt und ihr Beitrag zum Verbrauch des klimarelevanten Treibhausgases Methan bestimmt werden. Die vorwiegend geochemisch-biologischen Untersuchungen basierten hauptsächlich auf dem Einsatz das unbemannten Tauchfahrzeugs VICTOR 6000 des Ifremer.
Neben seiner multifunktionalen Operationsmöglichkeiten können die Forscher mit VICTOR 6000 untermeerische Lebensräume auch multimedial darstellen. Dieses ROV (remotely operating vehicle) ist eines der modernsten Werkzeuge der interdisziplinären Meeresforschung und wurde bereits 1999 erfolgreich auf dem AWI-Forschungsschiff „Polarstern“ in der Framstrasse an einer Tiefsee-Langzeitstation des AWI eingesetzt. Diese Tiefsee-Station war im übrigen auch dieses Jahr ein Zielgebiet der Arbeiten mit dem bis 6000 Meter tief tauchenden ROV. Die wissenschaftlichen Fragen die dort bearbeitet werden, befassen sich im Wesentlichen mit der Entschlüsselung der Faktoren, die für die unerwartet hohe Artenvielfalt in Tiefseesedimenten verantwortlich sind. Die Tiefsee ist eines der ältesten Ökosysteme und vom Menschen noch weitgehend unbeeinträchtigt. Deswegen lassen sich Gesetzmässigkeiten in der Ökosystementwicklung dort vermutlich besonders gut untersuchen.
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge

Photosynthese: Wechselnde Pfade ins Reaktionszentrum
LMU-Chemiker untersuchen mit hochgenauer Quantenchemie zentrale Elemente des besonders effizienten Energietransfers in einem wichtigen Bestandteil der Photosynthese. Die Photosynthese ist der Motor allen Lebens auf der Erde. Damit aus Sonnenlicht,…

Satellitendaten unterstützen kleinbäuerlichen Anbau in Afrika
Marburger Klimaforschung und Start-Ups wollen mit intelligenter Datenauswertung zur Ernährungssicherheit beitragen. Kleinbäuer*innen stellen im Afrika südlich der Sahara eine zentrale Säule der lokalen Ernährungssicherheit dar. Klima- und Umweltwandel bedrohen dabei…

Neue Therapien für neurodegenerative Erkrankungen
Neurodegenerative Erkrankungen wie beispielsweise Parkinson oder Alzheimer sind Alterserkrankungen, das heißt ihr Vorkommen steigt mit dem Lebensalter kontinuierlich an. Durch die zunehmende Lebenserwartung der Bevölkerung werden neurodegenerative Erkrankungen neben Tumorerkrankungen…