Antimon – das unbeachtete Element

Weltweit erster Workshop zur Antimon-Problematik vom 16. bis 19. Mai am Institut für Umwelt-Geochemie der Universität Heidelberg – Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt bislang einmalige Tagung

Antimon – die Ägypter benutzten es vor mehr als 3500 Jahren zum Schminken und die Babylonier verwendeten es für die Verzierung von Backsteinen. Im Mittelalter fand es seine Anwendung als Abführmittel und im 17. Jahrhundert schließlich war Antimon als Medizin in jeder Apotheke zu bekommen.

Als homöopathisches Mittel ist Antimon auch heute noch in Apotheken zu erstehen, zusätzlich ist es in vielen Produkten des täglichen Lebens enthalten. Beispielsweise in Bremsbelägen, wo es als Gleitmittel fungiert, damit es beim Bremsen nicht ruckelt. Ebenso ist es in Textilien oder auch im Fernseher zu finden und setzt dort die Entflammbarkeit der Materialien herauf.

Obwohl schon im 17. Jahrhundert bekannt war, dass Antimon auch eine toxische Wirkung besitzt, ist die Forschung bezüglich der Verbreitung und der Toxizität von Antimonverbindungen bisher nicht sehr weit gediehen. Grund genug für Professor William Shotyk und seine Mitarbeiter Dr. Michael Krachler und Dr. Bin Chen vom Institut für Umwelt-Geochemie der Universität Heidelberg, den 1. Antimon-Workshop zu veranstalten.

Ihr Ziel ist dabei hoch gesteckt. „Wir wollen alle Antimon-Forscher der Welt zu einem Erfahrungsaustausch an einen Tisch bringen“, erläutert Michael Krachler. Dies könnte auch gelingen, denn die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt den Workshop maßgeblich, indem sie beispielsweise die Anreise der auswärtigen Spezialisten finanziert. So haben sich zwischenzeitlich mehr als 60 Fachleute aus aller Welt, sogar aus Australien, angemeldet.

„Antimon ist mit Arsen stark verwandt und zehn Mal giftiger als Blei“, stellt Michael Krachler die negative Seite des Elements klar. Während aber über Arsen nahezu alles erforscht ist und Blei als Zusatz im Benzin für Kraftfahrzeuge verboten wurde, war über Antimon bisher nicht viel zu erfahren. „Antimon und seine Verbindungen sind schwieriger zu bestimmen als Arsen und Arsen-Verbindungen. Dazu kommt, dass fünf Mal mehr Arsen in der Umwelt vorhanden ist als Antimon“, erklärt Michael Krachler die Problematik. Folglich liegt ein Schwerpunkt des Workshops auf der Analytik von Antimon. Weitere Schwerpunkte sind die Verbreitung und das Verhalten von Antimon im Wasser, im Boden und in der Luft. Aber auch der gesundheitsschädigende Aspekt dieses Elements kommt bei dem Workshop nicht zu kurz.

Dass in Heidelberg der erste Workshop dieser Art ausgerichtet wird, ist kein Zufall. Schließlich verfügt das Institut für Umwelt-Geochemie über eines der modernsten universitären Reinluftlabore Deutschlands. „Das ist für den Nachweis von Antimon auch unbedingt notwendig“, so Michael Krachler. Denn bei den geringen Antimon-Gehalten im zu untersuchenden Material kann bereits ein Staubkorn die Analyse verfälschen. Bei dem Untersuchungsmaterial hat sich die Arbeitsgruppe um William Shotyk auf Torf- und Eiskerne spezialisiert.

Beide Materialien ermöglichen es weit in die Vergangenheit zurückzublicken, um festzustellen, wie hoch beispielsweise die Antimon-Gehalte in der Atmosphäre vor 15 000 Jahren waren. Denn im Eis oder im Torf des entsprechenden Alters sind diese Daten unverändert enthalten. Nur so lässt sich auch der natürliche Gehalt dieses Elements in unserer Umwelt bestimmen. Ein wichtiger Schritt, um schließlich Grenzwerte festzulegen. So sehen die Heidelberger Forscher den Workshop als Katalysator für weitere Forschungsarbeiten und erhoffen sich in Zukunft eine engere Zusammenarbeit der verschiedenen Gruppen.

Media Contact

Dr. Michael Schwarz idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-heidelberg.de

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