Seetiere produzieren Chemikalien

Schadstoffe im Tran von Walen sind natürlicher Art

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass giftige Chemikalien, die in Waltran gefunden wurden, nicht gänzlich künstlicher Art sind. Einige der Komponenten, die den umweltschädlichen, flammenhemmenden Chemikalien ähnlich sind, werden von Schwämmen und anderen Meereslebewesen produziert, berichtet Nature.

Es ist schon seit langem bekannt, dass sich bestimme künstliche Chemikalien in Tieren ansammeln können. Oft ist dies bei Raubtieren der Fall, die andere verseuchte Tiere essen. Solche hartnäckigen Moleküle, halogenisierte organische Verbindungen genannt, enthalten das giftige Pestizid DDT. Kürzlich wurde eine Gruppe ähnlicher Präparate in Seetieren ausgemacht, aber woher diese stammen, ist nicht bekannt. Es stellte sich die Frage, ob diese methoxylierten polybromierten Diphenylether (PBDE) von langsamen, weichen Seetieren (z.B. Schwämmen) produziert werden, oder ob sie von abgelegten flammenhemmenden Chemikalien stammen. Unveränderte flammenhemmende Moleküle wurden schon im Tier- und Fischgewebe gefunden und sogar in menschlicher Muttermilch.

Chris Reddy von der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) versuchte dieser Frage zu nachzugehen, indem er die verschiedenen Karbon-Isotopen in den Molekülen untersuchte. Methoxyliertes PBDE, das von Pflanzen oder Tieren produziert wurde, enthält einen beständigen Anteil des radioaktiven Karbon-14, das in geringen Mengen überall im Ozean enthalten ist. Wenn das methoxylierte PBDE künstlicher Art wäre, müsste es von Karbon aus Erdöl stammen, das so alt gewesen sein müsste, dass alles Karbon-14 zerfallen wäre. „Wir nennen das einen ’Tod oder Leben’-Ansatz“, so Reddy. Reddys Kollegin Emma Teuten arbeitete monatelang mit einem stinkenden zehn Kilo schweren Tranexemplar von einem gestrandeten Wal. „Ich trennte die Haut ab, würfelte und zerschnitt sie. Das ergab eine Konsistenz, die einem Erdbeershake ähnlich kam“, berichtet Teuten. Danach brannte sie mit Hilfe von Säure das Fett weg und erhielt dadurch eine geringe Menge von methoxyliertem PBDE. Wahrscheinlich stammt es von einem Tintenfisch, den der Wal gegessen hatte.

Ein einziger Wal, der wahrscheinlich auch noch krank war, ist kein großer Beweis. Aber Meeressäugetier-Toxikologe Paul Ross ist beeindruckt: „Der Fall scheint klar zu sein.“

Media Contact

Sheila Moser pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue Industrie-4.0-Lösung für niedrigschwelligen Zugang zu Datenräumen

»Energizing a Sustainable Industry« – das Motto der Hannover Messe 2024 zeigt klar, wie wichtig eine gleichermaßen leistungsstarke und nachhaltige Industrie für den Fertigungsstandort Deutschland ist. Auf der Weltleitmesse der…

Quantenpräzision: Eine neue Art von Widerstand

Physikforschende der Universität Würzburg haben eine Methode entwickelt, die die Leistung von Quantenwiderstands-Normalen verbessern kann. Sie basiert auf einem Quantenphänomen namens anomaler Quanten-Hall-Effekt. In der industriellen Produktion oder in der…

Sicherheitslücke in Browser-Schnittstelle erlaubt Rechnerzugriff über Grafikkarte

Forschende der TU Graz waren über die Browser-Schnittstelle WebGPU mit drei verschiedenen Seitenkanal-Angriffen auf Grafikkarten erfolgreich. Die Angriffe gingen schnell genug, um bei normalem Surfverhalten zu gelingen. Moderne Websites stellen…

Partner & Förderer