Abwehr der Haut entschlüsselt

Kieler Forschergruppe gewinnt schützendes Protein

Forscher der Universitäts-Hautklinik in Kiel konnten nachweisen, dass das Protein „Psoriasin“ die Haut vor Infektionen mit dem Bakterium Escherichia coli schützt. Dieses Bakterium kommt regulär im menschlichen Darm vor und umgibt uns im täglichen Leben an vielen Orten. Die Wissenschaftler hatten sich gefragt, warum es gesunde Haut normalerweise nicht infiziert, obwohl es sehr häufig vorkommt.

Zum ersten Mal wurde damit am Menschen der Nachweis erbracht, dass Proteine auf unserer Haut Krankheitserreger abtöten. Am 28. November werden die Ergebnisse der Arbeitsgruppe um Professor Jens-Michael Schröder in der Online-Ausgabe der Zeitschrift „Nature Immunology“ veröffentlicht.

Zur Forschung

Das aus Hautschuppen im Labor isolierte Protein entzieht den Darmbakterien das lebenswichtige Zink und bringt sie so zum Absterben. Diese im Experiment gewonnenen Ergebnisse ließen sich durch Untersuchungen der menschlichen Haut bestätigen: Die Wissenschaftler konnten höchste „Psoriasin“-Konzentrationen an bakterienreichen Orten wie Kopfhaut oder Achselhöhle nachweisen. Auf den Kontakt mit dem Darmbakterium reagiert die Haut offenbar, indem sie den Schutzstoff vermehrt produziert und ausschüttet, insbesondere, wenn sie vorher mit Bakterien in Kontakt gekommen ist. Auch die Gegenprobe funktionierte: Anti-Psoriasin-Antikörper hoben den natürlichen Hautschutz auf.

Die Untersuchungen gehören in den Rahmen des Sonderforschungsbereiches 617 „Molekulare Mechanismen der epithelialen Abwehr“, der sich mit Vorgängen der natürlichen Infektionsprophylaxe von Haut und Schleimhäuten beschäftigt.

Zur Anwendung

Das in der vorliegenden Arbeit gewonnene Wissen über die Funktionsweise der Hautabwehr muss nun in die Suche nach Faktoren münden, die derartige Schutzstoffe am richtigen Ort anregen. Wie sieht das Signal aus, das die Produktion von „Psoriasin“ auslöst? Langfristig ließen sich dann vielleicht auch die Schleimhäute, etwa in der Blase, vor der Infektion schützen.

Zum anderen sind Schlüsse aus den Erkenntnissen für die Hautpflege zu ziehen. „Übertriebene Sauberkeit erscheint vor dem Hintergrund unserer Ergebnisse eher kontraproduktiv“, so Professor Schröder. „Wir sollten jedoch über die Stoffe nachdenken, mit denen wir uns waschen. Alles, was die Haut entfettet, greift auch in diese Schutzmechanismen ein.“

Kontakt:

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Campus Kiel
Professor Jens-Michael Schröder
Tel. 0431/597-1536
jschroeder@dermatology.uni-kiel.de

Media Contact

Professor Jens-Michael Schröder idw

Weitere Informationen:

http://www.dermatology.uni-kiel.de

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