Abgestellte innere Uhr sorgt für mehr Sex

Forscher spielen mit „Zeit-Genen“ in Fruchtfliegen

Fruchtfliegen haben längeren Sex, wenn ihre innere Uhr verstellt ist. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forscherteam der University of Corvallis in Oregon, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist. Es ist das erste Mal, dass die so genannten „Uhr-Gene“ eine deutliche Aktivität gezeigt haben.

Die Entdeckung war mehr oder weniger zufällig: Die Wissenschaftler um Jaga Giebultowicz haben die Effekte der „Uhr-Gene“ bei der Reproduktion von Fruchtfliegen untersucht. Diese Gene steuern die Aktiv- und Ruhezeiten der Tiere. Einem der Studenten fiel jedoch auf, dass die Kopulationsakte der männlichen Fliegen zwischen 30 und 50 Prozent länger dauerten als der normale Akt, der etwa 15 Minuten dauert, wenn das „Uhr-Gen“ abgeschaltet war.

Die Wissenschaftler waren überrascht, dass es eindeutige Signale gab, wenn sie dieses Gen sozusagen abdrehten. Auch in anderen Bereichen wie etwa dem „Balzgesang“ der männlichen Fruchtfliege waren Veränderungen deutlich. „Das ist kein Wunder“, meint der Wissenschaftler Ezio Rosato, Zeit-Gen-Experte von der britischen University of Leicester. Der Forscher vergleicht dieses Gen mit der Funktionalität eines vielfach einsetzbaren Werkzeuges. „Mit einem Hammer kann man auch ein Haus bauen oder ein Auto reparieren“, so Rosato. Der Hintergrund beim Sexualakt ist aber eigentlich ein anderer, da dieser nicht mit dem Tag-Nacht-Zyklus in Verbindung steht.

Die Forscher hoffen natürlich auf weitere Erkenntnisse, denn diese innere Uhr ist es, die beim Menschen den so genannten Jetlag verursacht, wenn innerhalb von wenigen Stunden verschiedene Zeitzonen durchflogen werden. Die Forscher nehmen auch an, dass diese Gene vor Krebserkrankungen schützen. Beim Menschen sind diese aber schwerer zu untersuchen, „da sie ein weitaus größeres Maß an Komplexität aufweisen, als die der Fruchtfliege Drosophila“, so Rosato. Ob auch beim Menschen die Ausschaltung der Uhr-Gene zu einem längeren Sexualakt führen kann, darüber kann der Forscher keine Auskunft geben. „Es wäre aber ein interessantes Experiment“, meint der Experte.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.newscientist.com

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer