Die ersten Gene für Colitis ulcerosa aufgespürt

Erstmals haben Kieler Forscher Gene identifiziert, die verantwortlich sind für die Entstehung der chronisch entzündlichen Darmkrankheit Colitis ulcerosa. Die Studie der Arbeitsgruppe um das Institut für Klinische Molekularbiologie an der Universität Kiel ist in der jüngsten Ausgabe von Nature Genetics veröffentlicht.

Auf der Suche nach Morbus Crohn-Genen fanden die Wissenschaftler drei Gene, die nur für ein Colitis-Risiko stehen können. Das Team um Professor Stefan Schreiber hatte bereits vor sechs Jahren die ersten Risiko-Gene der Colitis-Schwesterkrankheit Morbus Crohn erkannt.

Die Kieler untersuchten im Anschluss an die jüngsten Morbus Crohn-Studien des Nationalen Genomforschungsnetzes NGFN Stichproben von Personen mit Morbus Crohn (1.850), mit Colitis ulcerosa (1.103) und gesunden Personen (1.817). Dabei stellten sie Veränderungen in den Genen PTPN2, HERC2 und STAT3 nur bei Colitis ulcerosa fest.

Colitis ulcerosa ist eine geschwürige, chronische Entzündung des Dickdarms, die am Darmausgang beginnt und sich unterschiedlich weit im Dickdarm ausbreiten kann. Colitis ulcerosa ist derzeit nicht heilbar und kann in jedem Alter auftreten, meistens beginnt die Krankheit aber im Alter zwischen 20 und 40. Über 300.000 Menschen in Deutschland haben Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn.

Wie diese und andere Entzündungskrankheiten entstehen, wie man sie behandeln und verhindern kann, erforscht der Exzellenzcluster „Entzündung an Grenzflächen“. Hier arbeiten 70 Wissenschaftlergruppen der Universitäten Kiel, Lübeck und vom Forschungszentrum für Medizin und Biowissenschaften der Leibniz-Gemeinschaft in Borstel zusammen.

Sprecher ist der Kieler Magen-Darm-Spezialist Professor Stefan Schreiber. Die Forschungsergebnisse finden erste Anwendungen in der Spezialsprechstunde für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa in der Klinik für Allgemeine Innere Medizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. Hier war bereits vor kurzem eine neue Therapie gegen den Entzündungsbotenstoff „TNF“ entwickelt worden, die jetzt in den USA zugelassen wurde.

Der vollständige Artikel in Nature Genetics:
www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/full/ng.148.html
Kontakt:
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Klinische Molekularbiologie Prof. Dr. Stefan Schreiber, Tel: 0431/597-1279, Fax: 0431/597-1434, E-Mail: s.schreiber@mucosa.de

Media Contact

Susanne Schuck idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-kiel.de/

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