Netzwerk gegen das Grippevirus

FluResearchNet ist ein deutschlandweit einzigartiges Netzwerk aus Medizinern und Grundlagenforschern. Nicht nur zur Hochsaison der Grippewelle, sondern während einer dreijährigen Projektförderphase sollen ab sofort in diesem Netzwerk die molekularen Mechanismen von Grippeinfektionen und der Übertragung der Viren zwischen Vogel, Säugetier und Mensch untersucht und aufgeklärt werden. Einer der 18 Projektpartner ist das Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). Koordiniert wird das interdisziplinäre Projekt vom Institut für molekulare Virologie in Münster.

Die Braunschweiger Wissenschaftler werden die genetischen Faktoren untersuchen, die im Wirt die Empfindlichkeit des Organismus gegenüber einer Grippeinfektion beeinflussen. Diese so genannte Suszeptibilität wollen die Forscher an der Maus untersuchen. „Wir kennen die Genetik der Maus sehr genau, und wir haben verschiedene miteinander verwandte Familien für diese Studien zur Verfügung, die sehr unterschiedlich auf eine Virusinfektion reagieren“, sagt Co-Koordinator Prof. Dr. Klaus Schughart, Leiter des Bereichs Experimentelle Mausgenetik am HZI: „Das wird uns helfen, die Regionen im Genom zu identifizieren, die eine erfolgreiche Virusabwehr beeinflussen.“

Anhand der beiden Oberflächenproteine Hämagglutinin (H) und Neuraminidase (N) werden Influenzaviren in Subtypen unterteilt. Derzeit sind 16 Varianten des Hämagglutinins und 9 der Neuraminidase bekannt. „Wir arbeiten hier am HZI mit zwei verschiedenen Influenza-Subtypen, beide haben ein niedriges Infektionspotential für den Menschen“, erklärt Schughart: „H1N1, ein Virus, das 1934 beim Menschen isoliert wurde und an die Maus angepasst wurde, sowie H9N2, das bislang ausschließlich unter Hühnern kursiert. Bei letzterem soll in der Maus untersucht werden, ob das Virus in der Lage ist, sich an den Säugerorganismus anzupassen.“

Beide Forschungsansätze sollen neue Erkenntnisse zur Übertragbarkeit des Virus vom Vogel auf den Menschen liefern. Die Forscher wollen außerdem herausfinden, welcher Subtyp das größte Potential hat, zu einer pandemischen Bedrohung zu werden. Solche Erkenntnisse sind wichtig, um das Überspringen von Grippeviren von Tieren auf den Menschen besser einschätzen und sich davor schützen zu können. Aktuelles Beispiel ist der Erreger der Vogelgrippe H5N1: Schafft er den Sprung vom Vogel auf den Menschen und kann er sich in der Bevölkerung ausbreiten, droht eine Pandemie – eine Grippewelle, die den ganzen Globus erfassen könnte.

„Die molekularen Grundlagen dieser Vorgänge müssen genau untersucht werden“, ist Klaus Schughart überzeugt. Das FluResearchNet ist für ihn ein wichtiger Schritt, denn das BMBF will mit ihm die Influenzaforschung in Deutschland nachhaltig stärken. Die Erwartung: Nach Abschluss der Studien neue Angriffspunkte für die Prävention und die Therapie von Grippeinfektionen zu kennen.

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Hannes Schlender Helmholtz-Zentrum

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