Frische Stammzellen für die Forschung

„Diese Entscheidung ist ein tragfähiger Kompromiss“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. „Sie ermöglicht zum einen den zwingend notwendigen Zugriff auf die neu gewonnenen Stammzelllinien. Damit kann Deutschland sich weiterhin in diesem Feld positionieren. Zum anderen werden auch die hierzulande bestehenden ethischen Bedenken angemessen berücksichtigt.“

Mit den bis zum Stichtag 1. Januar 2002 hergestellten Zelllinien war es nicht mehr möglich, wettbewerbsfähige biomedizinische Forschung zu betreiben. „Nur wenn wir weiterhin intensiv an einer umfassenden Charakterisierung menschlicher embryonaler Stammzellen arbeiten, wird es gelingen, adulte Stammzellen mittelfristig zu einer Alternative für die Medizin zu entwickeln“, so Mlynek weiter.

Die Stammzellforschung strahlt in alle Bereiche der Medizin und Biowissenschaften aus. Sie trägt erheblich dazu bei, die Entstehungswege menschlicher Krankheiten besser zu verstehen und neue therapeutische Ansätze zu entwickeln. Zum Beispiel ergeben sich in der regenerativen Medizin durch die Transplantation von Spenderzellen Möglichkeiten in der Behandlung von Parkinson- oder Diabetes-Patienten. Und die Entdeckung von Krebsstammzellen eröffnet neue Strategien für die Tumorbekämpfung.

Für die Verschiebung des Stichtags vom 1. Januar 2002 auf den 1. Mai 2007 stimmten 346 Abgeordnete mit Ja, 228 mit Nein und sechs Abgeordnete enthielten sich. Mit diesem Gesetzentwurf bleibe der Schutzmechanismus des Stammzellgesetzes bestehen, werde jedoch an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst, so die Antragsteller. Außerdem bleibe gewährleistet, dass von Deutschland aus nicht die Gewinnung embryonaler Stammzellen oder die Erzeugung von Embryonen zu diesem Zweck veranlasst wird.

Die Anträge zur Beibehaltung des Stichtags oder zum Verbot der Forschung mit embryonalen Stammzellen fanden keine Mehrheit, auch der Antrag zu einer Aufhebung der Stichtagsregelung konnte sich nicht durchsetzen. Am 13. Februar hatten sich die Vorstände der in der Gesundheitsforschung aktiven Helmholtz-Zentren unter Federführung von Professor Otmar Wiestler, dem Stiftungsvorstandsvorsitzenden des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, mit einem offenen Brief an die Abgeordneten gewandt, um die Notwendigkeit einer neuen Regelung zu unterstreichen. Der Brief plädierte für eine Aufhebung der Stichtagsregelung oder zumindest für eine Verschiebung in das Jahr 2007.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 26.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,35 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).

Ansprechpartner für die Medien:

Thomas Gazlig
Dipl.-Biol./Dipl.-Journ.
Leiter Kommunikation und Medien
Büro Berlin
Anna-Louisa-Karsch-Straße 2
10178 Berlin
Tel/Fax: 030 206 329-57/60
presse@helmholtz.de
Dr. Antonia Rötger
Pressereferentin
Tel: 030 206329-38
antonia.roetger@helmholtz.de

Media Contact

Thomas Gazlig idw

Weitere Informationen:

http://www.helmholtz.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer