Ameisen können nur Feinde erkennen – nicht aber Freunde

Ein internationales Forscherteam, dem auch der Biologe Giovanni Galizia von der Universität Konstanz angehört, hat neue Erkenntnisse über die Duftspur-Mechanismen von Ameisen entdeckt.

Duftspuren haben dabei eine ähnliche Bedeutung wie eine Ausweiskontrolle zu einer Kolonie. Ameisen können allerdings nur ihre Feinde, nicht aber ihre Freunde erkennen, berichten die Forscher im Wissenschaftsmagazin Proceedings of the Royal Society.

„Wenn eine Ameise in die Kolonie gehen will, braucht sie den richtigen Duft“, so der Biologe und Co-Autor Galizia gegenüber pressetext. „Es ist uns gelungen, einzelne Komponenten des Körperdufts zu entfernen oder hinzuzufügen“, erklärt der Forscher. Nur wenn eine zusätzliche Duftkomponente vorhanden war, konnte eine Ameise die andere als Feind erkennen und griff sie an. „Wenn hingegen eine Komponente fehlte, reagierte eine Ameise nicht“, führt der Forscher aus. Man könne dies mit einem Pass vergleichen, bei dem nur die ersten drei Seiten kontrolliert werden, die restlichen hingegen nicht. „Umgekehrt reagiert die andere Ameise, die beim Gegner eine Komponente mehr wahrnimmt, aggressiv.“

„Die Versuche haben auch gezeigt, dass die Einordnung als Feind oder als Freund ganz maßgeblich von den einzelnen Substanzen im Duftcocktail abhängig ist, denn nicht alle Substanzen funktionierten“, so Galizia. Der Duftcocktail scheint genau definiert zu sein und verträgt keine Variationen. Die Ameisen reagieren ganz gezielt auf bestimmte Substanzen, auf andere gar nicht. „Offensichtlich haben die Ameisen ein vorgeprägtes System von Düften, das für die Feindschaftserkennung eingesetzt wird.“ Substanzentests im Labor haben dies bestätigt.

Ameisen verfügen einerseits über ein kompliziertes Drüsensystem am Körper, das die unterschiedlichsten Duftstoffe produziert. Andererseits spielt aber auch die Nahrung eine wesentliche Rolle für den jeweiligen Geruch. Die Ameisen, die die gleiche Nahrung aufnehmen, entwickeln alle miteinander einen Duft. Durch den gegenseitigen Austausch von Futter wird diese Gemeinsamkeit sogar noch gefördert, konnten die Wissenschaftler herausfinden. Um auszuschließen, dass auch die Körperbewegungen des Tieres oder andere optische Faktoren das Freund-Feind-Verhalten beeinflussen, haben die Wissenschaftler den Tieren in einer Versuchsreihe nur noch den Duft präsentiert und geprüft

In einer Ameisenkolonie können mehrere Mio. einzelne Tiere leben. „Eine solche Kolonie kann nur gut geschützt überleben“, erklärt Galizia. Zu den größten Gefahren zählen räuberische Artgenossen. Das bedeute, dass es für die Ameisen lebenswichtig sei, zwischen Feind und Freund zu unterscheiden. Das Wissenschaftsteam, dem unter anderem auch Patrizia D'Ettore von der Universität Kopenhagen angehört, hat ihre Arbeit an Rossameisen-Kolonien durchgeführt.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.uni-konstanz.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer