Afamin-Messung: Geeignetes Frühwarnsystem für den Typ-2 Diabetes

Komplexe Erkrankungen und große Datenmengen sind das Spezialgebiet von Florian Kronenberg, Barbara Kollerits, Claudia Lamina und Hans Dieplinger (v.l.).

Eine erhöhte Konzentration des Glykoproteins Afamin geht mit einem erhöhten Risiko einher, einen Typ-2 Diabetes zu entwickeln. Das belegt eine neue Untersuchung von ForscherInnen der Sektion für Genetische Epidemiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck.

Sie haben das Protein in den vergangenen sieben Jahren bei mehr als 20.000 Menschen aus acht prospektiven Studien gemessen und den Zusammenhang mit Typ-2 Diabetes, Prädiabetes und Insulinresistenz analysiert.

Einem Team um den Innsbrucker Forscher Florian Kronenberg ist es mittels umfangreicher Messungen in gut charakterisierten Personen aus mehreren prospektiven Kohortenstudien gelungen, einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Afamin und Typ-2 Diabetes herzustellen.

Auch die Verbindung von Afamin mit Prädiabetes und Insulinresistenz konnte nachgewiesen werden. Damit wird ein wichtiger Funktionsbereich dieses bis heute noch relativ unbekannten multifunktionellen Glykoproteins beleuchtet und seine Rolle als Biomarker für Typ-2 Diabetes untermauert.

Afamin im Fokus

Die soeben im Journal Diabetes Care veröffentlichen Erkenntnisse basieren auf direkt in Innsbruck durchgeführten Afamin-Messungen und der Analyse von Daten aus insgesamt acht prospektiven Kohorten-Studien im Rahmen einer internationalen Kooperation.

„Schon lange vor der Manifestation eines Typ-2 Diabetes können erhöhte Afamin Konzentrationen im Blut gefunden werden. Eine Person, deren Afamin-Konzentration um 10 mg/L höher ist als die einer vergleichbaren anderen Person, hat ein um etwa 30 Prozent höheres Risiko, im Lauf der nachfolgenden Jahre einen Typ-2 Diabetes zu entwickeln. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass diese Vorhersage neben dem Alter und Geschlecht, auch unabhängig von bekannten Risikoparametern wie HDL Cholesterin, Triglyzeriden, Body-Mass-Index, Bluthochdruck, einer familiären Häufung von Diabetes-Fällen, aber vor allem einer erhöhten Glukosekonzentration ist. Diese Ergebnisse können als klinisch äußerst bedeutsam angesehen werden, da sie auch zu einer genaueren Einordung in Risikoklassen beitragen“, berichtet Erstautorin Barbara Kollerits, die für die statistische Modellierung der Daten verantwortlich ist und mit ihren KollegInnen zu einer der wenigen und weltweit führenden Afamin-Forschungsgruppen gehört.

Der Grundstein zur den Afamin-Forschungsarbeiten in Innsbruck wurde ursprünglich durch Hans Dieplinger gelegt, der das Protein Afamin seit mehr als 25 Jahren mittels verschiedenster Forschungsansätze im Visier hat. „Mit einem transgenen Mausmodell konnten wir schon früher zeigen“, so Dieplinger, „dass eine Überexpression von Afamin zu einem Anstieg des Körpergewichtes sowie der Lipide und des Blutzuckers führt.“

Mit einem an der Sektion entwickelten Nachweisverfahren zur Messung der Afamin-Konzentration und einer Meta-Analyse in mehreren großen epidemiologischen Studien konnte der Zusammenhang zwischen einer erhöhten Afamin Konzentration und dem metabolischen Syndrom schließlich auch im Menschen bestätigt werden.

Valides Ergebnis durch große Datenmengen

Die Suche nach Biomarkern, welche die zukünftige Entwicklung eines Typ-2 Diabetes bei einem Individuum voraussagen können, ist heute ein Feld intensiver Forschungen. Über die Jahre wurden zahlreiche Biomarker in kleinen Studien beschrieben, konnten jedoch nachfolgend oft nicht bestätigt werden. Diesem Defizit entgehen die ForscherInnen der international sehr gut vernetzten Innsbrucker Sektion für Genetische Epidemiologie mit der Analyse und dem Vergleich großer populationsbasierter Studien und daraus resultierenden Meta-Analysen sowie einer technologisch hochwertigen Laborausstattung, die einen besonderen Vorteil für die rasche Bearbeitung sehr großer Datensätze bietet.

So stand schließlich mit der Zusammenstellung von Daten von mehr als 20.000 Menschen aus acht prospektiven epidemiologischen Studien und den damit verbundenen, in Innsbruck durchgeführten Afamin-Messungen, ausreichend verwertbares Biomaterial zur Verfügung.

„Aus diesem großen Querschnitt der Bevölkerung und den nachfolgenden Verlaufsbeobachtungen konnten wir schließlich ein replizierbares und valides Ergebnis erzielen, das den Zusammenhang zwischen einer erhöhten Afamin-Konzentrationen und dem Auftreten eines Typ-2 Diabetes eindeutig belegt und für die Risikoabwägung qualifiziert“, beschreibt Florian Kronenberg die weitreichende Erkenntnis, die vor dem Hintergrund der weltweit steigenden Diabetes-Prävalenz auch besondere Bedeutung für eine verbesserte Prognose dieser Erkrankung besitzen könnte. Die Ergebnisse des Innsbrucker Teams bilden jedenfalls eine vielversprechende Basis für die zukünftige Afamin-Forschung.

Pressebilder zum Herunterladen und Link zur Forschungsarbeit:

https://www.i-med.ac.at/pr/presse/2017/38.html

Für Rückfragen:
Univ.-Prof. Dr. Florian Kronenberg
Sektion für Genetische Epidemiologie
Tel.: +43 512 9003 70560
E-Mail: Florian.Kronenberg@i-med.ac.at

Medienkontakt:
Mag.a Doris Heidegger
Öffentlichkeitsarbeit Medizinische Universität Innsbruck
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Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 1.400* MitarbeiterInnen und ca. 3.000 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.

Seit Herbst 2011 bietet die Medizinische Universität Innsbruck exklusiv in Österreich das Bachelorstudium „Molekulare Medizin“ an. Ab dem Wintersemester 2014/15 kann als weiterführende Ausbildung das Masterstudium „Molekulare Medizin“ absolviert werden.

Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck ist im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.
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