Den Fahrer mit Tönen in richtige Bahnen lenken
Eichstätter Psychologen kooperieren mit Robert Bosch GmbH
Autos haben einen entscheidenden Schwachpunkt – den Menschen hinter dem Lenkrad. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Systeme entwickelt, die den Fahrer in kritischen und alltäglichen Situationen unterstützen, wie beispielsweise das Antiblockiersystem oder die elektronische Einparkhilfe. Einen Schritt weiter gehen Systeme, die den Menschen auf etwas aufmerksam machen, das er nicht wahrnehmen kann, oder ihn auf eine Situation hinweisen, die er gerade nicht beachtet. Die Herausforderung bei der Entwicklung solcher elektronischen Helfer besteht darin, den Fahrer vor allem unmissverständlich vor einer Gefahr zu warnen. Dazu sind Kenntnisse über die menschliche Informationsverarbeitung unerlässlich. „Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h legt ein Fahrzeug in einer Sekunde 27 Meter zurück, Entscheidungen müssen in Sekundenbruchteilen erfolgen. Die verwendeten Warnsignale sollen deshalb intuitiv sein und unmittelbar verstanden werden“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Hellbrück (Professur für Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitspsychologie). Hellbrück berät die Robert Bosch GmbH, weltweit größter Autozulieferer, bei der Entwicklung so genannter Fahrerinformations- bzw. Fahrerassistenzsysteme und war kürzlich zu einem sechsmonatigen Forschungsaufenthalt eingeladen worden.
Der Schwerpunkt der Kooperation mit Bosch liegt in psychologischen Aspekten von Akustik: Welches Signal hat für den Fahrer einen Aufforderungscharakter, um die Fahrt beispielsweise wegen Übermüdung zu unterbrechen, welches warnt vor einer bevorstehenden Kollision? „Zu berücksichtigen ist auch die Situation, in der sich der Fahrer gerade befindet: Wie kann man dessen Aufmerksamkeit auf den Verkehr lenken, wenn er sich gerade mit dem Beifahrer unterhält?“, erklärt Hellbrück. Zudem dürfe die Warnung selbst nicht zur Unfallursache werden, weil der Fahrer erschrocken das Lenkrad verreißt. Die grundsätzliche Akzeptanz durch den Kunden sei ein wichtiger Aspekt, damit solche Systeme überhaupt in Fahrzeuge eingebaut würden.
Ein Mittel zur Untersuchung solcher Fragen ist ein bei Bosch entwickelter Fahrsimulator, mit dem verschiedene Systeme durch Probanden in der Forschungsabteilung des Konzerns getestet werden. Die Software dieses Simulators wurde der KU zur Verfügung gestellt, so dass Psychologiestudierende diesen im Rahmen von Projektseminaren weiter nutzen können. In Zusammenarbeit mit Bosch und der Professur für Automotive System Engineering der Hochschule Heilbronn soll der Fahrsimulator künftig weiter ausgebaut werden. Zudem entstehen derzeit an der Professur für Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitspsychologie in Kooperation mit Bosch eine Diplomarbeit sowie eine Dissertation.
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Weitere Informationen:
http://www.ku-eichstaett.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Automotive
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