Urbane Brach- und Freiflächen für Bioenergie und Stadtentwicklung nutzen

Das Potential urbaner Brach- und Freiflächen wird für Stadtentwicklung und die Erzeugung von Biomasse bis heute nicht ausgeschöpft. Insbesondere Bergbauflächen im Steinkohlerevier eignen sich aufgrund ihrer Größe und Lage für den Anbau von Biomasse. Diesen Ansatz verfolgt das Projekt ‚CultNature‘ am Institut Arbeit und Technik (IAT / Westfälische Hochschule) in Gelsenkirchen, das zusammen mit RAG Montan-Immobilen und NRWUrban durchgeführt und vom Land NRW gefördert wird.

Das Projekt verknüpft zwei schon praktizierte Sanierungskonzepte miteinander: die Entwicklung von Brachen zu Parks – bisher nur mit öffentlichen Mitteln machbar – und die Nutzung von Brachen für die Gewinnung von Biomasse. Diese Bio-Parklandschaften des CultNature-Konzepts schaffen wirtschaftlich nutzbare und doch im Sinne der Stadtentwicklung hochwertige Flächen, die Einkünfte erzeugen, welche die Kosten, Errichtung und Pflege der Parks ganz oder zu einem großen Teil decken.

Gerade im nördlichen Ruhrgebiet, wo bis in die 1980er und 1990er Jahre Steinkohle gefördert wurde, sind Teilflächen von bis zu 300ha zu verzeichnen, die auch nach Jahren weit entfernt von einer wirtschaftlichen und nachhaltigen Entwicklung sind, stellten die IAT-Wissenschaftler Benedikt Leisering und David Becker fest. Das Flächenpotential, welches sich hier bietet, werde nicht ausgeschöpft, trotz Flächenkonkurrenz und der immer wieder beklagten Knappheit von Flächen für Gewerbe und Industrie. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, bis 2020 mit Energiepflanzen und biogenen Reststoffen bis zu 15 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland zu decken, was eine Verdopplung des gegenwärtigen Beitrags bedeuten würde.

Im Gegensatz zu landwirtschaftlich hergestellter Biomasse, die ja in Flächenkonkurrenz zur Nahrungsproduktion steht, kann urbane Biomasseproduktion nicht nur Energie liefern, sondern auch eine nachhaltige urbane Raumentwicklung fördern, die ökologische, wirtschaftliche und soziale Dimensionen einschließt, meinen die IAT-Wissenschaftler. Im Ruhrgebiet und anderen Industrieregionen sowie in Regionen, in denen große Militärstützpunkte aufgegeben werden, gibt es viele Flächen, auf denen man keine Nahrungsmittel, wohl aber Biomasse für die Energieproduktion herstellen kann. Bioenergie könne dabei als ‚regelbare‘ Energie einen wertvollen Beitrag im Mix regenerativer Energien leisten.

In einer ersten Projektphase wurde bisher das CultNature-Konzept im Rahmen einer Potenzial- und Machbarkeitsstudie konkretisiert. In Pilotprojekten soll das Konzept „experimentell“ erprobt werden. Für eine anschließende breite Umsetzung werden Akteursnetzwerke aufgebaut und aus den Ergebnissen und Erfahrungen des Projektes umsetzungsfähige Vorschläge für die Stadt- und Regionalplanung in den nordrhein-westfälischen Bergbaurückzugsgebieten entwickelt.

Weitere Informationen:
Benedikt Leisering, Durchwahl: 0209/1707-114, E-Mail: leisering@iat.eu,
David Becker, Durchwahl: 0209/1707-184, E-Mail: Becker@iat.eu
Redaktion: Claudia Braczko
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik
Telefon: 0209/1707-176
E-Mail: braczko@iat.eu

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