Umnutzung statt Neubau – Forschen an Grundlagen für Ressourcen schonendes Sanieren

In Deutschland sind nur etwa zehn Prozent des Wohnungsbestandes jünger als 15 Jahre und entsprechen somit dem Neubaustandard. Diesen Standard unter energetischen und statischen Gesichtspunkten auch im älteren Bestand zu erreichen, ist häufig sehr schwierig.

Oft wird alte Bausubstanz deshalb abgerissen. Das erzeugt nicht nur große Mengen von Bauschutt – etwa die Hälfte des Primärabfallaufkommens stammt aus dem Bauwesen – sondern bei Neubauten ist auch meist ein Anstieg des Flächenverbrauchs zu verzeichnen. Angesichts der Knappheit nicht-erneuerbarer Ressourcen sowie unter umweltpolitischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten steht das Bauwesen hier vor großen Herausforderungen. „Umnutzung statt Neubau“ lautet die Devise, wenn es darum geht, mit einem Minimum an nicht-erneuerbaren Ressourcen auszukommen.

Dass auch durchaus erhaltenswerte Bausubstanz abgerissen oder in unnötig aufwändiger Weise verstärkt wird, liegt daran, dass die technischen Baubestimmungen in Deutschland fast ausnahmslos für die Errichtung von Neubauten konzipiert sind. Der Gedanke an Katastrophen, wie der Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall, lässt eine strikte Anwendung dieser „Neubaunormen“ auf ältere und alte Bausubstanz zwar als unbedingt notwendig erscheinen, unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist eine solche Vorgehensweise auf Dauer jedoch nicht tragbar.

Abhilfe aus diesem scheinbar unlösbaren Dilemma will eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Fachhochschule und Technischer Universität Kaiserslautern schaffen. Die FH Professoren Peter Bindseil, Dr. Marcus Rühl und Claus Flohrer sowie die TU Professoren Dr. Jürgen Schnell und Dr. Wolfgang Kurz sind sich einig, dass auch bei einer Ressourcen schonenden Vorgehensweise ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleistet werden kann. Allein, es fehle das Wissen, wie vorhandene Baustoffe und Bauweisen nach aktuellen Sicherheitsansprüchen spezifiziert werden können. Dieses Wissen will die Arbeitsgruppe bereitstellen und hat dafür vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Rheinland-Pfalz eine Förderung für zwei Jahre erhalten.

Aufgabe wird es in diesen zwei Jahren sein, zulässige Abweichungen von den aktuellen Baubestimmungen zu erarbeiten, die eine möglichst vom Einzelfall unabhängige Beurteilung des technischen Potentials vorhandener Bausubstanz erlauben. „Mit diesem Wissen, das wir Entscheidern der Bauaufsicht an die Hand geben wollen“, erläutert Professor Bindseil, „wollen wir mit dazu beitragen, im Sektor Bauwesen zukünftig erhebliche Umweltbelastungen zu vermeiden, und das gewaltige, im Baubestand gebundene Vermögen im Wert zu erhalten.“

Um eine geeignete „Forschungsstätte“ bemüht, konnte er die Filiale der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) in Landau dafür gewinnen, ein altes Gebäude aus den 30-iger Jahren zum Untersuchen zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es, den Zustand des Bauwerkes und seine Schäden bzw. Defizite zu erforschen und ggf. Maßnahmen zur Anpassung an heutige bautechnische Erfordernisse zu ermitteln, um das Bauwerk für eine neue Verwendung nutzbar zu machen.

Wegen der Vielzahl der in der Vergangenheit verwendeten Baustoffe und Baukonstruktionen soll sich das Forschungsvorhaben im Wesentlichen auf Bauwerke aus den am meisten verwendeten Bauarten Stahlbetonbau, Stahlbau und Mauerwerkbau beschränken.

Ihr Ansprechpartner:
Prof. Dipl.-Ing. Peter Bindseil, Studiengang Bauingenieurwesen der FH Kaiserslautern ++ Tel: 0631/3724-506 ++ Mail: peter.bindseil@fh-kl.de

V.i.S.d.P. Prof. Dr. Uli Schell, Präsident der FH Kaiserslautern ++ Tel: 0631/3724-100 ++ Mail: praesident@fh-kl.de

Red.: Pressestelle Standort Kaiserslautern ++ Elvira Grub ++ Tel: 0631/3724-163 ++ Mail: elvira.grub@fh-kl.de

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