Edle Pilze unter der Erde
Italien, Frankreich, Spanien: Das sind die Länder, aus denen die meisten Trüffel stammen. Doch auch in Deutschland kommen die unterirdisch wachsenden Pilze vor. Forstbotaniker der Universität Freiburg haben in einer aktuell veröffentlichen Studie zum ersten Mal nachgewiesen, welche Trüffelarten in Deutschland zu finden sind und wie häufig sie vorkommen.
Mit trainierten Trüffelhunden haben die Forscher um die Forstbotaniker Ulrich Stobbe und Ludger Sproll sieben verschiedene Trüffelarten an 121 Standorten entdeckt und ihre Verbreitungsgebiete beschrieben.
Die Studie der Forstbotaniker hat ergeben: Alle Trüffel kommen ausschließlich in Gebieten mit kalkhaltigem Boden vor und bevorzugen Standorte mit Laubbäumen wie Eiche, Buche und Haselnuss. Mit diesen Pflanzen gehen sie eine Symbiose ein, die sie benötigen, um ihren Lebenszyklus zu vollenden. Die in Deutschland am weitesten verbreitete Art ist die Burgundertrüffel (Tuber aestivum). Sie ist eine kulinarisch hochwertige schwarze Trüffel, die auf internationalen Märkten mit bis zu 600 Euro pro Kilo gehandelt wird. Die von der Roten Liste als vom Aussterben bedroht eingestufte Art wurde an 116 Plätzen gefunden.
Die Forscher haben außerdem zwei weitere Trüffelarten entdeckt, die auf der Roten Liste als ausgestorben eingestuft sind. Die Teertrüffel (Tuber mesentericum) und die Großsporige Trüffel (Tuber macrosporum) sind zwar keine kulinarischen Höhepunkte, werden von Pilzkennern jedoch aufgrund ihrer Seltenheit geschätzt.
Gerade die beiden letztgenannten Trüffelarten sind überwiegend in mediterranen Regionen verbreitet. Ihr Vorkommen in Deutschland werten die Freiburger Wissenschaftler als Indiz für den Einfluss des Klimawandels auf die Verbreitungsgebiete der Trüffel. Aufgrund der steigenden Temperaturen verschieben sich die geeigneten Lebensräume nach Norden und Osten, sodass manche Arten in Deutschland zukünftig wahrscheinlich häufiger wachsen werden. Mit dem Klimawandel ergibt sich außerdem die Möglichkeit des Trüffelanbaus in Deutschland. Die Technik, Bäume mit Trüffelsporen zu beimpfen, wird in Frankreich seit den 1970er Jahren erfolgreich angewendet. Die Plantagen werfen inzwischen beachtliche Erträge ab. Auch andere europäische Länder haben solche Plantagen in geeigneten Gebieten angelegt. In Deutschland bietet sich ebenfalls erhebliches Potenzial für diese naturnahe Form der Landwirtschaft. Die erste von mehreren Plantagen in Süddeutschland wurde im Stadtwald Freiburg angelegt, und wird von den Wissenschaftlern zu Forschungszwecken genutzt.
Kontakt:
Ulrich Stobbe
Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-3655
E-Mail: ulrich.stobbe@fobot.uni-freiburg.de
Ansprechpartner für Medien
Weitere Informationen:
http://www.uni-freiburg.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften
Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.
Neueste Beiträge
Innovative Spritzgussformen aus dem 3D-Drucker
Die Hochschule Offenburg hat jetzt zusammen mit Partnern aus der Industrie das Forschungsprojekt „Entwicklung 3D-gedruckter Multi-Material Spritzgussformeinsätze“ gestartet. Ein Prototyp eines späteren Serienteils ließ sich bislang nur in einer eigens…
Blasenkrebs: Wann eine Chemotherapie sinnvoll ist
Immunstatus erlaubt Abschätzung des Therapieerfolgs Bei Patientinnen und Patienten mit Blasenkrebs trägt die körpereigene Bekämpfung des Tumors durch das Immunsystem zur Wirksamkeit einer Chemotherapie bei. Das berichtet ein Forschungsteam der…
Genorte für übermäßiges Schwitzen identifiziert
Erkenntnisse von Genetikern der Universität Trier könnten helfen, die sogenannte Primäre Hyperhidrose besser zu behandeln. Petra H. muss bei einem Vorstellungsgespräch Briefe nach Wichtigkeit sortieren. Dabei hinterlässt sie große nasse…