Ferkelaufzucht: Organische Säuren: Ersatz für antibiotische Leistungsförderer?

In der Vergangenheit konnten durch antibiotische Futterzusatze im Ferkelfutter Verdauungsstörungen reduziert und die Mortalitätsraten gesenkt werden; die täglichen Zunahmen waren deutlich verbessert bei höherer Futteraufnahme und gleichzeitig verbesserter Futterverwertung. Da Futterantibiotika außerdem den mikrobiellen Abbau der Nährstoffe im Magen-Darmtrakt reduzierten, erlaubten sie Einsparungen bei Futterprotein und Energie. Dabei war die Wirksamkeit dieser Leistungsfoerderer auch von zahlreichen weiteren Faktoren (wie Substanzart, Dosierung, Futterzusammensetzung und Gesundheitsstatus der Ferkel) abhängig.

In einem Vortrag anlässlich der Hochschultagung 2000 wurden vom Institut für Tierernährung und Stoffwechselphysiologie der Universität Kiel Leistungen einzelner antibiotischer und nicht-antibiotischer Leistungsförderer verglichen. Probiotika etwa bestehen aus einem oder mehreren lebenden Mikroorganismenstämmen; dies können sowohl Darmbakterien wie beispielsweise Laktobazillen, aber auch reine Bodenbakterien oder Kulturhefen sein. Die Aufgabe dieser Bakterien besteht darin, pathogene Keime im Magen-Darmtrakt zu verdrängen. Dies kann erfolgen, indem sie den pathogenen Mikroorganismen die Nährstoffe wegnehmen, oder sie selbst Wirkstoffe bilden, die andere Keime hemmen oder abtöten können. Oder aber sie blockieren an der Darmwand Bindungsstellen und drängen damit pathogene Keime ab.

Probiotika sollen außerdem das Immunsystem der Tiere stärken. In Ferkelversuchen konnte durch Milchsäurebakterien oder Bacillusarten die mittlere tägliche Zunahme gegenüber Kontrollen ohne Leistungsförderer um 5,2 bzw. 3,6 % gesteigert werden. Derzeit scheinen die Probiotika noch keinen vollwertigen Ersatz für antibiotische Leistungsförderer zu bieten. Die volle Wirkung der Probiotika tritt möglicherweise verzögert ein, da sich die probiotischen Keime erst ausreichend im Darm entwickeln müssen.

Präbiotika sollen ähnlich wie Probiotika wirken. Sie bestehen aus Oligosacchariden, für die die Tiere keine eigenen Abbauenzyme besitzen. Präbiotika sollen damit den Mikroorganismen als Nahrung dienen. Bei Geflügel ließ sich ein positiver Effekt durch Mannan-Oligosaccharide erzielen, die Bindungsstellen für pathogene Keime vortäuschen. Bei Ferkeln konnte bisher keine zuverlässige Leistungssteigerung nachgewiesen werden.

Für organische Säuren und deren Salze, insbesondere für Ca- und K-Formiate, konnte der Nachweis erbracht werden, dass sie die Keimzusammensetzung im Verdauungstrakt günstig beeinflussen und dort die Amin- und Ammoniakbildung reduzieren. Dabei erhöhten sie die Verdaulichkeit von Energie, Rohprotein und Aminosäuren und reduzierten die Endotoxinkonzentration im Darminhalt. Sowohl bei Ferkeln als auch Mastschweinen konnten die täglichen Zunahmen und die Futteraufnahme erhoeht werden bei verbesserter Futterverwertung.

In Ferkelaufzuchtsversuchen erwiesen sich Ameisen- und Sorbinsäure sowie Kombinationen besonders günstig. In Ferkelrationen mit hohem Magermilchanteil als Proteinquelle war kein Steigerungseffekt durch organische Säuren feststellbar. In diesem Zusammenhang wird diskutiert, dass der Milchzucker mikrobiell zu Milchsäure abgebaut wird und damit in den ersten Wochen nach dem Absetzen selbst eine mikrobielle Barrierefunktion übernimmt. Zusammen mit einer Gerste-Weizen-Sojaextraktionsschrot-Diät bewirkten Ameisen- oder Sorbinsäurezusätze Leistungssteigerungen, die über denen einer Antibiotikagruppe lagen. Für die Praxis wird derzeit vor noch nicht ausreichend geprüften „Leistungsförderern“ gewarnt.

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Dr. Sigrid Baars aid

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