Pflügen oder nicht pflügen, das ist hier die Frage

Wissenschaftler der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) zeigen auf Workshop Vor- und Nachteile des pfluglosen Arbeitens auf. Bei pfluglosem Arbeiten und gleichzeitig ungeeigneter Fruchtfolge werden Unkräuter und Krankheiten zum Problem.

Pflügen ist wohl eine der ursprünglichsten bäuerlichen Tätigkeiten. Der pflügende Bauer gilt vielen als Sinnbild für die Landwirtschaft. Weitgehend unbekannt ist hingegen, dass auf etwa zwei Millionen Hektar, einem sechstel der Ackerfläche in Deutschland, gar nicht mehr das Unterste zuoberst gepflügt wird. Die Anzahl der Betriebe, die pfluglos arbeiten, ist gestiegen. Sie sind zur so genannten Direkt- oder Mulchsaat gewechselt. Dass die Entscheidung dennoch nicht einfach ist, zeigte sich heute während des Workshops der BBA in Kleinmachnow.

Besonders in hügeligem Gelände verhindern die Überreste der Vorfrucht in den oberen Schichten das Wegschwemmen des Bodens. Sie halten den Boden quasi fest. Die Liste der Gründe, warum man auf das Pflügen verzichten sollte, ist lang. So spart man nicht nur Kraftstoff und Arbeitszeit, der Acker lässt sich besser befahren, der weniger verdichtete Boden wird besser vom Regenwasser durchdrungen und das Bodenleben wird geschont bzw. gefördert. Doch das pfluglose Arbeiten birgt auch Risiken. Bei ungeeigneter Fruchtfolge drohen Unkräuter und Krankheiten den Ertrag zu schmälern.

„Ein Patentrezept dagegen haben wir nicht“, sagt Dr. Bernhard Pallutt. Dennoch gibt der Leiter des BBA-Versuchsfeldes in Kleinmachnow den Landwirten eine zentrale Empfehlung. Sie sollen jährlich zwischen Blatt- und Halmfrüchten wechseln, also nach Rüben Getreide anbauen und umgekehrt. „Die richtige Fruchtfolge ist die wichtigste indirekte Maßnahme zur Begrenzung des Unkrautwachstums“, sagt Pallutt. Das haben die BBA-Forscher in mehr als 10-jährigen Langzeituntersuchungen belegt.

„Auch im Hinblick auf Krankheiten haben sich getreidebetonte Fruchtfolgen als kritisch erwiesen“, sagt sein Kollege Dr. Holger Kreye aus Braunschweig. Baut man z. B. Weizen nach Mais an, werden Pilzkrankheiten zum zentralen Problem. Da das nicht untergepflügte Maisstroh nur langsam verrottet, wird es zur Brutstätte für die Pilze. Bei der Fruchtfolge Weizen nach Weizen drohen Blattkrankheiten. „Als Faustregel gilt: Baut man nacheinander Pflanzen an, die beide Wirte für denselben Krankheitserreger sind, steigt das Befallsrisiko“, fasst Kreye die Ergebnisse zusammen. Die Krankheiten müssen dann oft mit chemischen Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden, was wiederum dem ökologischen Grundgedanken des Nichtpflügens entgegensteht.

„Ob pfluglos oder nicht, diese Entscheidung muss jeder Landwirt für sich treffen“, so Pallutt. „Es gilt Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen“, pflichtet ihm Kreye bei. Bodenbeschaffenheit und Witterung sind maßgebliche Faktoren. Die BBA-Wissenschaftler helfen bei der Entscheidungsfindung, indem sie auf Risiken aufmerksam machen und Hinweise geben, wie man sie vermeidet.

Der Workshop findet bis zum 24. November in der Außenstelle der Biologischen Bundesanstalt Für Land- und Forstwirtschaft, Stahnsdorfer Damm 81, in 14532 Kleinmachnow statt.

Kontakt:
Dr. Bernhard Pallutt
Institut für integrierten Pflanzenschutz der BBA
Stahnsdorfer Damm 81
14532 Kleinmachnow
Tel.: 03 32 03 / 48 – 412
E-Mail: b.pallutt@bba.de

Dr. Holger Kreye
Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland der BBA
Messeweg 11-12
38104 Braunschweig
Tel.: 05 31 / 2 99 – 45 45
E-Mail: h.kreye@bba.de

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Stefanie Hahn idw

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