Gentech-Samen bleiben zehn Jahre lang keimfähig im Boden
Zehn Jahre lang bleiben Samen von gentechnisch verändertem Raps keimfähig im Boden. Zu diesem Schluss kommen Forscher des Swedish Board of Agriculture im Wissenschaftsmagazin Biology Letters. Die Wissenschaftler hatten die gentechnisch veränderte Rapssaat vor zehn Jahren auf einem Feld ausgebracht. Trotz mehrfacher chemischer Behandlung mit Herbiziden, um die Samen zu vernichten, konnten die Forscher um Tina D'Hertefeldt von der Universität Lund immer noch Gentech-Pflanzen auf dem Feld finden.
„Das Ergebnis erinnert an den Science Fiction Film Jurassic Park. In diesem Film wurde bereits vorweg genommen, dass der Glaube der Wissenschaftler an die Berherrschbarkeit von Lebewesen ein Irrtum mit fatalen Folgen ist. Lebewesen gehorchen ihren eigenen Gesetzen, die der Mensch niemals vollständig verstehen und niemals planen und somit beherrschen kann“, meint der Gentechnik-Experte Werner Müller von Eco-Risk im pressetext-Interview. Diese Forschungsergebnisse zum Gentech-Raps seien der endgültige Beweis dafür, dass eine Rückkehr zu herkömmlicher Landwirtschaft nicht mehr möglich sei. „Je größer die Flächen mit gentechnisch-veränderten Pflanzen werden, desto unmöglicher wird eine gentechnik-freie Ernte.“
Das Argument, das auch herkömmliche Rapssaaten über derart lange Zeiträume im Boden gespeichert bleiben, sei in der Wissenschaft hinlänglich bekannt. „Die Proponenten der Gentech-Industrie kontern immer mit diesem Argument“, merkt Müller an. Herkömmlicher Raps trage jedoch keine synthetischen Gene in sich. „In Gentech-Pflanzen werden künstliche synthetische Gene eingesetzt, die in keinem einzigen Lebewesen der Erde – mit Ausnahme von Gentech-Pflanzen – vorkommen.“ Diese synthetischen Gene wären neu für das Ökosystem und neu für das menschliche und tierische Immunsystem. „Die Vorsorgebestimmung für synthetische Gene von Gentech-Pflanzen müssen viel strikter ausgelegt werden als bei herkömmlichen Pflanzen mit einem natürlichen Genom“, so der Experte. Gentechpflanzen, die man nicht beherrschen könne, haben im Freiland nichts verloren. Denn niemand sei in der Lage heute vorherzusagen, welche Wirkung eine Auskreuzung der synthetischen Gene auf andere wildwachsende Arten habe.
Bisher konnte keine einzige gentechnisch-veränderte Pflanze gefunden werden, die derart lang im Boden gespeichert bleibe. Selbst die Studienleiterin zeigte sich vom Untersuchungsergebnis überrascht. Was die Wissenschaftler allerdings am meisten wunderte war, dass die Samen eine Komplett-Besprühung mit Herbiziden und eine nachherige zweijährige Kontrolle überlebten. Trotzdem konnte das Forscherteam nach zehn Jahren 15 gentechnisch-veränderte Rapspflanzen entdecken. „Die Studie beweist, dass gentechnisch veränderte Pflanzen schwer eingedämmt werden können“, meint der Pflanzenökologe Mark Westoby von der australischen Macquarie Universität gegenüber BBC. „Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass sich diese Pflanzen überhaupt nicht mehr beschränken lassen. Daher sollte man sich die Frage stellen, was geschieht, wenn sie sich in der freien Natur ausbreiten und sich mit anderen kreuzen.“
Der deutsche Biologe und Nobelpreisträger Georges Köhler prognostizierte vor zehn Jahren, dass es als Konsequenz der Gentechnik eine Genverschmutzung geben werde, meinte aber, dass diese beherrschbar sein würde. „Dieses Forschungsergebnis ist der Beweis für die Richtigkeit des ersten Teils der These, dass es eine genetische Verschmutzung geben wird, und für die falsche Einschätzung des zweiten Teils der These, nämlich dass diese vom Menschen beherrschbar sei“, erklärt Müller abschließend gegenüber pressetext.
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