Biogasanlagen nur für große landwirtschaftliche Betriebe eine Einkommensalternative

Die Investition in eine Biogasanlage ist für große und funktionierende landwirtschaftliche Betriebe eine gute Möglichkeit, zusätzliches Einkommen zu generieren und ihr Unternehmen gegen zukünftige Krisen in der Landwirtschaft abzusichern. Für kleinere landwirtschaftliche Betriebe und solche, die mit Problemen des Fortbestehens zu kämpfen haben, ist indes die Investition in eine Biogasanlage in der Regel keine Möglichkeit, ihr Unternehmen zu retten.

Zu diesem Fazit kommt Tim Barkmann in seiner Diplomarbeit am Lehrstuhl Wirtschaftsgeographie und Regionalplanung (Prof. Dr. Drs. h.c. Jörg Maier). Die von der Simon-Nüssel-Stiftung geförderte Arbeit untersucht dabei vergleichend die Situation in den Landkreisen Bayreuth und Oldenburg. Die Ergebnisse wurden jetzt im Heft 261 der Arbeitsmaterialien zur Raumordnung und Raumplanung vorgelegt.

2007 war auch in der Landwirtschaft ein Jahr mit fortschreitendem Strukturwandel, verbunden mit der Abnahme von Betrieben bei einem weiteren Wachstum der größeren Betriebe. Vor allem jedoch war es ein Jahr der Diskussion um neue Erwerbsmöglichkeiten für Landwirte im Bereich nachwachsender Rohstoffe. In Verbindung mit dem politischen Willen, Veränderungen im Energiemarkt zu erreichen, haben sich zunehmend auch Chancen für Landwirte auf diesem Gebiet ergeben, insbesondere nach Einführung des Gesetzes für den Vorrang erneuerbarer Energien im Jahr 2000 bzw. seiner Novellierung 2004. Der Bereich der Biogasanlagen erscheint dabei als eine interessante Einkommensalternative.

Die Befragungen der Landwirte mit Biogasanlagen ergeben, dass es sich hierbei um eine sinnvolle Einkommensalternative handelt. Jedoch folgte die Feststellung, dass es bis auf wenige Ausnahmen große landwirtschaftliche Betriebe sind, die von der EEG- Novellierung und von der Nutzung der Biogasanlagen profitieren. Dieses geht so weit, dass sogar Landwirte aus der Nahrungsmittelproduktion aussteigen oder über einen Ausstieg nachdenken.

Außerdem ergeben sich dadurch auch Probleme, denn es entsteht gerade bei der Produktion der für den Betrieb der großen NaWaRo-Anlagen notwendigen nachwachsenden Rohstoffe eine Konkurrenz um Flächen, die sonst der Nahrungsmittelproduktion dienen. Auch steigen durch diese Aspekte unter Umständen die Pachtpreise, da diese Anlagen gewinnbringender arbeiten als konventionelle Betriebe. Die Nutzung der Flächen für die Biogasanlagen kann sich aber auch positiv auf die Marktsituation auswirken, da weniger landwirtschaftliche Produkte für den Markt produziert werden und somit steigende Preise zu einer Einkommensverbesserung in der Landwirtschaft führen können.

Es wurde von Barkmann aber auch festgestellt, dass die NaWaRo-Anlagen erst entstanden sind, seitdem eine höhere Einspeisevergütung gezahlt wird, und die meisten Landwirte ohne diese die Anlage nicht betreiben würden. Sofern das EEG in seiner jetzigen Form bestehen bleibt und die Vergütung nicht wesentlich sinkt, ist es denkbar, dass weitere Anlagen errichtet werden.

In jüngerer Zeit werden durch Investoren aber auch Großanlagen gebaut. Für Landwirte, die über zu geringe finanzielle Mittel verfügen eine eigene Biogasanlage zu errichten, bieten diese Anlagen die Möglichkeit Einkommen zu erwirtschaften, indem sie Rohstoffe an die Betreiber dieser Anlage liefern. Jedoch verringert sich so die Wertschöpfung der Landwirte. Hierbei muss ein Konsens zwischen klimaschonender Energieerzeugung und den hohen Zielsetzungen der Politik einerseits und der Förderung der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes andererseits gefunden werden. Eine Alternative sind laut Barkmann regionale Zusammenschlüsse von Landwirten, die durch die Errichtung von Gemeinschaftsanlagen ihre Unabhängigkeit von externen Investoren bewahren.

Weitere Informationen
Professor Dr. Drs. h.c. Jörg Maier
Tel. 0921/55-2262
Mail: joerg.maier@uni-bayreuth.de
Tim Barkmann
Vom Landwirt zum Energiewirt – Eine Einkommensalternative?
Arbeitsmaterialien zur Raumordnung und Raumplanung
Hrsg. von Jörg Maier
Heft 261, Bayreuth 2007
105 Seiten, , € 14, —

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Kerstin Wodal Universität Bayreuth

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