Zivile Sicherheitsforschung: Die Ethik setzt das Ziel

Wie können wir angesichts neuer Bedrohungen durch Terrorismus, organisierte Kriminalität und Naturkatastrophen unsere offene, freie Gesellschaft schützen? Welches Modell von Sicherheit, welche Sicherheitskultur wollen wir anstreben?

Dies sind Fragen, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in seinem mit 123 Millionen Euro ausgestatteten Programm zur Forschung für die zivile Sicherheit immer mit in den Blick nimmt. Zum Auftakt der zweitägigen BMBF-Konferenz „Mit Sicherheit: für Freiheit – die gesellschaftlichen Dimensionen der Sicherheitsforschung“ am Mittwoch in Berlin startet das Ministerium eine Ausschreibung zu den gesellschaftlichen Fragen der zivilen Sicherheit.

Wie sich an aktuellen Beispielen zeigt, gilt es immer wieder, die Balance zu finden zwischen dem was notwendig ist, um Sicherheit zu garantieren, und dem, was zulässig ist und die Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger wahrt. Bundesforschungsministerin Annette Schavan ging beim Auftakt der Konferenz am Mittwoch explizit auf die Debatte um die so genannten Nackt-Scanner an Flughäfen ein. Sie nannte diese von der europäischen Kommission ins Spiel gebrachten Scanner einen „drastischen Eingriff in die Privatsphäre“ und „völlig inakzeptabel“.

Grund für die Entwicklung der Scanner: Bestimmte Waffen wie Keramikmesser können mit den bisherigen Metalldetektoren nicht gefunden werden. Die Ministerin machte deutlich, dass es mit Blick auf die Sicherheit von Reisenden unverantwortbar wäre, sich nicht mit Technologien zu befassen, die solche Waffen erkennen können. Jedoch gebe es hierfür sehr viel intelligentere Lösungen – beispielsweise die vom BMBF geförderten Terahertz-Scanner. „Diese neue Technologie muss Waffen aufspüren – und dafür muss niemand seine Privatsphäre aufgeben. Wir brauchen eine Technologie, die mehr sieht und weniger zeigt“, so Schavan. Moderne Sicherheitsforschung, wie das BMBF sie fördert, arbeitet genau an solchen intelligenten Umsetzungen der Terahertz-Technologie.

„Forschung für die zivile Sicherheit ist eine interdisziplinäre Herausforderung. Sie erfordert einen anspruchsvollen Dialog zwischen denjenigen, die die Technik entwickeln und denjenigen, die rechtzeitig Antworten auf die damit verbundenen ethischen Fragen geben. Deshalb müssen die Geistes- und Sozialwissenschaften im Rahmen der ethischen Forschung von Beginn an die technischen Lösungen mitbestimmen. Dies ist in der zivilen Sicherheitsforschung, wie ich sie vertrete, der Fall. Sicherheitsforschung heißt auch: Mit Forschung Freiheit sichern“, sagte Schavan.

Die Konferenz in Berlin rückt den öffentlichen Dialog über das zivile Sicherheitsforschungsprogramm der Bundesregierung in den Fokus. Zugleich veröffentlicht das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Förderbekanntmachung, die sich gezielt mit den gesellschaftlichen Querschnittfragen befasst. Erwartet werden eigenständige Projekte, die sich beispielsweise mit der Bewertung von Sicherheitslagen befassen, mit der Einschätzung des Sicherheitsbewusstseins von Menschen, oder dem Verhältnis von Staat und Markt – auch im europäischen und internationalen Kontext.

Auf Initiative des BMBF haben Experten aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen Vorarbeit zur Verstärkung der Forschung zu den gesellschaftlichen Fragen der zivilen Sicherheit geleistet. Insbesondere die Geistes- und Sozialwissenschaften waren hier gefragt, um die entscheidenden Themenschwerpunkte zu identifizieren.

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