Wirtschaftsschutztag: Behörden warnen vor Wirtschaftsspionage in mittelständischen Unternehmen

Winfriede Schreiber, Leiterin des brandenburgischen Verfassungsschutzes, erklärte, dass verschiedene Studien belegten, dass jede dritte Firma in Deutschland bereits einmal Opfer eines Spionageangriffs geworden sei. Vor diesem Hintergrund sei es besorgniserregend, wie fahrlässig manche Unternehmen noch immer mit Ihren Firmengeheimnissen und wettbewerbsrelevanten Informationen umgingen. „Jeder Unternehmer muss begreifen, dass Investitionen für Informationssicherheit nicht unproduktive Kosten sind, sondern letztlich der Zukunftssicherung des Unternehmens dienen“, forderte Schreiber.

Die Leiterin des Berliner Verfassungsschutzes Claudia Schmid appellierte an die Wirtschaft der Hauptstadtregion, die Gefahr der Wirtschaftsspionage ernst zu nehmen. „Länder wie China oder Russland nutzen die ungenügenden Sicherheitsvorkehrungen in deutschen Unternehmen gezielt aus, um auf diese Weise an sensible Firmendaten zu gelangen.“ Die Folgen für betroffene Unternehmen seien Reputationsverlust und zum Teil immense wirtschaftliche Schäden, warnte Schmid.

Herbert Kurek, Referatsleiter im Bundesamt für Verfassungsschutz und Referent der Fachtagung, erläuterte, dass sich verschiedene Staaten sogar ganz offen zur Wirtschaftsspionage bekennen und sie als legitimen Bestandteil des eigenen wirtschaftspolitischen Entwicklungspläne betrachten. Die Angreifer hätten es dabei vor allem auf neue Technologien und Produktideen innovativer Unternehmen abgesehen. „Leider stellen sich viele Firmen noch immer nur unzureichend auf die Gefahren ein und werden so leicht zu Opfern von Know-how-Diebstahl.“

Der Präsident der Beuth Hochschule für Technik, Prof. Dr.-Ing. Reinhard Thümer, unterstrich die Notwendigkeit, Wissen und andere sensible Informationen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen nachhaltig zu schützen: „Wissenschafts- und Wirtschaftsspionage hat sich in den letzten Jahren zu einem ernstzunehmenden Problem entwickelt. Die notwendige Vernetzung und Internationalisierung des Wissenschaftsbetriebs beschleunigt diesen Trend zusehends.“ Professioneller Informationsschutz geistigen Eigentums müsse gerade in der Hauptstadtregion mit ihrem wegweisenden Einfluss einen festen Platz haben. Schließlich gebe es hier die deutschlandweit höchste Dichte an Forschungseinrichtungen.

Neben einer breiten Debatte über Ausspähszenarien und Sicherheitsstandards in mittelständischen Unternehmen befassten sich die Teilnehmer der Tagung mit Fragen effektiver Verschlüsselungstechnologien und Maßnahmen zur Lauschabwehr sowie Möglichkeiten des technischen und nicht-technischen Informationsschutzes.

Kontakt: Prof. Dr. Alexander Huber, Tel. 030-4504-5247,
E-Mail: a.huber@beuth-hochschule.de

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Monika Jansen idw

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