Weihnachtsgeschenke: Gering geschätzt, teuer verkauft

Diesen so genannten „Ausstattungs-Effekt“ bestätigt eine aktuelle Untersuchung des RWI Essen, für die mehr als 500 Studenten verschiedener Fachrichtungen der Ruhr-Universität Bochum befragt wurden. Dabei ist der Effekt bei Studenten der Wirtschaftswissenschaften weniger ausgeprägt und hängt nicht vom Preis des jeweiligen Geschenks ab, was entweder auf besseres Marktverständnis oder auf kühlere Emotionen schließen lässt.

Weihnachtsgeschenke sind häufig mit einem Effizienzverlust verbunden: Müssten sie es selbst erwerben, dann würden die meisten Beschenkten für ihr Weihnachtsgeschenk weniger Geld ausgeben, als es am Markt tatsächlich wert ist. Möchte man es ihnen jedoch abkaufen, dann verlangen sie einen Preis, der über dem tatsächlichen Wert liegt. Diesen so genannten „Ausstattungs-Effekt“ hat eine Studie bestätigt, für die Studierende der Ruhr-Universität Bochum befragt wurden. Demnach liegt der Preis, den sie selbst für ein erhaltenes Weihnachtsgeschenk zu zahlen bereit wären, durchschnittlich 11% unter dessen Marktpreis.

Es entsteht also ein Effizienzverlust des Schenkens, das heißt die Beschenkten hätten mehr davon gehabt, hätten sie den Gegenwert des Geschenks in bar erhalten. Würde man ihnen jedoch anbieten, ihnen das Geschenk wieder abzukaufen, dann würden Beschenkte einen Preis verlangen, der durchschnittlich 18% über dem Marktpreis liegt.

Die subjektive Wertschätzung eines Geschenks hängt zudem vom Schenkenden ab. Der Effizienzverlust ist bei Weihnachtsgeschenken von Großeltern und anderen Verwandten am größten, ihre Geschenke werden deutlich niedriger als deren Marktpreis bewertet. Sie liegen also mit ihrem Geschenk häufiger „daneben“. Die Abweichung zwischen der Zahlungsbereitschaft für ein Geschenk und dem geforderten Weiterverkaufspreis hängt hingegen offenbar nicht von der emotionalen Distanz zwischen Schenkendem und Beschenktem ab, sie bleibt relativ konstant. Auch der Preis des Geschenks spielt für die unterschiedlichen Bewertungen keine Rolle.

Angehende Ökonomen bewerten Preise realistischer

Die Auswertung nach Fachrichtungen zeigt, dass der „Ausstattungs-Effekt“ bei Studenten der Wirtschaftswissenschaften offenbar weniger ausgeprägt ist. Ihre Bewertungen liegen näher am Marktpreis des Geschenks, sie wären also bereit, mehr dafür zu bezahlen und würden weniger dafür verlangen als der Durchschnitt. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass sie sich in ihrem Studium mit Markt- und Preismechanismen beschäftigen. Möglicherweise gelingt es ihnen auch tendenziell besser als anderen, den materiellen vom emotionalen Aspekt des Schenkens zu trennen. Untersuchungen zu solchen oder ähnlichen Themen, für die ausschließlich (angehende) Ökonomen befragt werden, können also zu verzerrten Ergebnissen führen.

Für die Untersuchung wurden zwischen Januar und März 2008 mehr als 500 Studenten der Fachrichtungen Biologie, Chemie, Jura, Medizin, Ostasienwissenschaften, Psychologie, Sozialwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften der Ruhr-Universität Bochum befragt. In einem Fragebogen sollten sie jeweils drei Weihnachtsgeschenke des vergangenen Jahres bewerten. Rund 65 % der Befragten studierten Wirtschaftswissenschaften, im Durchschnitt waren die Teilnehmer der Befragung knapp 24 Jahre alt und befanden sich im vierten Semester ihres Studiums.

Ihre Ansprechpartner dazu:
Prof. Dr. Thomas K. Bauer Tel. (0201) 81 49-264
Sabine Weiler (Pressestelle) Tel.: (0201) 81 49-213

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Joachim Schmidt idw

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