UV-Licht nicht alleine für Hautkrebs verantwortlich
Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der International Agency for Research on Cancer in Lyon entdeckten, dass Warzenviren bei Mäusen zu weißem Hautkrebs führen.
Damit entstehen Zweifel daran, dass UV-Licht allein für die Krebsentstehung verantwortlich ist. „Die Viren sind offensichtlich als Mitverursacher identiziert worden“, sagt DKFZ-Sprecherin Sibylle Kohlstädt im pressetext-Gespräch.
„Die Forscher haben tierexperimentell diesen Hinweis gefunden – es gibt viele Gründe zur Vermutung, dass es bei Menschen ähnlich ist.“
In den letzten Jahren hatten Ärzte etwa beobachtet, dass Empfänger von Organtransplantaten bis zu hundertmal häufiger an weißem Hautkrebs erkranken als die Normalbevölkerung. „Das legt nahe, dass auch ein infektiöser Erreger an der Krebsentstehung beteiligt ist“, sagt der Virologe Lutz Gissmann aus dem DKFZ. Diese Vermutung wurde durch die Beobachtung untermauert, dass bestimmte humane Papillomviren, bekannter als Warzenviren, Hautveränderungen hervorrufen, die zu weißem Hautkrebs entarten können.
Außerdem wurde in weißen Hautkrebszellen das Erbgut dieser Viren entdeckt. Bei den unter Verdacht stehenden Viren handelt es sich um Erreger der so genannten „beta-HPV“-Gruppe. Es sind nahe Verwandte von HPV16 und 18, die von Wissenschaftlern bereits in den 80er-Jahren als Ursache für den Gebärmutterhalskrebs entdeckt wurden.
Das Forscherteam aus Heidelberg und Lyon wählte daher diese beiden Gene der beta-Papillomviren aus, um sie mit gentechnischen Methoden in Hautzellen von Mäusen einzubringen und so eine chronische Virusinfektion zu imitieren.
UV-Strahlung alleine reicht nicht aus
Die obere Hautschicht der genveränderten Tiere wucherte stärker als die ihrer normalen Artgenossen, jedoch bildeten sich keine Tumore. Sobald die Forscher die genveränderten Tiere UV-Strahlung aussetzen, bildete ihre Haut „Lichtschwielen“, die als Vorstufen der bösartigen Spinaliome gelten. Nach einiger Zeit entstand bei einem Teil der Mäuse aus den Vorstufen tatsächlich weißer Hautkrebs. Die Mäuse ohne Genveränderung zeigten bei der gleichen UV-Dosis keinerlei Hautveränderungen.
„Offensichtlich machen die beta-Papillomviren die Hautzellen anfälliger für schädliche UV-Strahlung und sind damit ursächlich an der Krebsentstehung beteiligt“, erklärt Gissmann.
Mit diesem Wissen sollte man überlegen, ob besonders gefährdete Personengruppen wie etwa Empfänger von Organtransplantaten durch eine Impfung gegen beta-Papillomviren vor Hautkrebs geschützt werden können. Gissmann war bereits maßgeblich an der Entwicklung der 2006 eingeführten Schutzimpfung gegen HPV16 und 18 beteiligt, die Frauen vor Gebärmutterhalskrebs schützen soll. „Aus den bisherigen Erfahrungen mit dieser Vakzine wissen wir, dass die Impfung gegen Infektionen mit Papillomviren schützt. So könnte auch ein Impfstoff gegen die beta-Papillomviren weißem Hautkrebs vorbeugen.“
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